Auch deutsche Kunden trifft die Krise der Equitable Life

Britischer Versicherer lockte mit hohen Renditen. Von Herbert Fromme, Köln

„Zahlungen aus Privatrenten werden nicht so stark steigen, wie sie sonst gestiegen wären, aber sie werden nicht sinken“

Norbert Ras, Equitable

Fünftausend deutsche Kunden der britischen Lebensversicherung Equitable Life (EL) bekommen in den nächsten Tagen Post. Darin erklärt ihnen das Unternehmen, wie sich seine schweren Probleme auf die Versicherungsleistungen auswirken. „Zahlungen aus Privatrenten werden nicht so stark steigen, wie sie sonst gestiegen wären, aber sie werden nicht sinken“, sagt der Hauptbevollmächtigte für Deutschland, Norbert Ras. Seit Mitte 1993 residiert die Niederlassung des 238 Jahre alten Versicherungsvereins Equitable Life in vornehmen Büros am Kölner Rheinufer. Zwölf Mitarbeiter – darunter sieben Verkäufer – hatten vor allem besser Verdienende und wohlhabende Privatleute im Visier. Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag waren ein Renner – und wurden bis zum 8. Dezember verkauft. Seitdem zeichnet die EL auch in Deutschland kein Neugeschäft mehr. Das Unternehmen ist in einer schweren Krise, „aber auf keinen Fall insolvent“, betont Ras. Nur 50 Kunden hätten bisher gekündigt. Wegen ihrer konstant hohen Erträge wurde die EL von Verbraucherschützern und Presse gelobt, auch von der FTD.

Von 1995 bis 1999 erwirtschaftete sie 10,7 Prozent jährlich für ihre Kunden, drei Punkte mehr als die deutsche Konkurrenz. Zum Verhängnis wurden dem britischen Unternehmen Lebensversicherungen mit garantierter Verzinsung und Rentenwahlrecht, die vor allem in den 70er und 80er Jahren verkauft wurden. 1975 erreichte die Inflation in Großbritannien 25 Prozent – die Versicherer gingen davon aus, dass Inflation und Zinsen langfristig hoch bleiben würden. Als beide aber in den 90ern drastisch fielen, hätte die Equitable Life wie andere Versicherer für die garantierten Verpflichtungen Rückstellungen aufbauen müssen.

Doch die EL war stolz darauf, dass sie wenig Reserven bildete, sondern Überschüsse sofort den Versicherten gutschrieb. Das Management glaubte, es habe laut Satzung das Recht, 90000 Kunden den Schlussbonus zu kürzen und so den Fehlbetrag auszugleichen. Aber am 20. Juli 2000 gewannen verärgerte Betroffene ihren Prozess gegen diese Praxis. Das Unternehmen musste sofort die Erträge anderer Kapital-Lebensversicherungen für Nachzahlungen und Nachreservierungen verwenden. Der Versuch, einen Käufer zu finden und mit dem erhofften Preis von 1,5 Mrd.# diese neue Lücke zu schließen, blieb bis heute erfolglos. Vor vier Wochen stoppte die EL das Neugeschäft.

Jetzt verhandelt das Unternehmen über die Übernahme einzelner Bestandteile, unter anderem des Asset Managements und des Auslandsgeschäfts. Als möglichen Käufer nennen britische Medien die niederländische Aegon-Gruppe.

Wegen der jetzt abzudeckenden Altlasten muss die EL ihre Anlagen umschichten. Statt 69 Prozent wird sie künftig nur noch 50 Prozent in Aktien halten, den Rest in festverzinslichen Papieren. „Das bedeutet für unseren Ertrag aber nur einen Rückgang um einen Prozentpunkt“, gibt sich Ras hoffnungsvoll.

www.ftd.de/equitable-life .

Quelle: Financial Times Deutschland

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