Erdbeben trifft internationale Versicherungsbranche kaum

Münchener Rück an Industriedeckung beteiligt. Von Herbert Fromme, Köln

Das Beben im indischen Bundesstaat Gujarat, bei dem mehr als 20000 Todesopfer befürchtet werden, ist eine der schlimmsten Erdbebenkatastrophen der vergangenen Jahre. Für die internationale Versicherungswirtschaft wird der Schaden dennoch niedrig bleiben. Indien beginnt erst, das Versicherungsmonopol zu lockern. Außerdem sind viele Gebäude nicht versichert.

Versicherungsdeckungen bestehen für industrielle Großanlagen, darunter eine Raffinerie. Die Anlage habe sich selbstständig abgeschaltet und sei weniger beschädigt als befürchtet, sagte ein Sprecher der Münchener Rück. Für Katastrophenschäden vor allem im industriellen Bereich hat die General Insurance Corporation ein Versicherungsprogramm aufgelegt. Daran sind ausländische Rückversicherer beteiligt. Auch die Münchener Rück hält einen kleinen Anteil der Deckung, der erst bei sehr hohen Schadenssummen greift. Es sei zu früh für Angaben über die Schadenshöhe, so der Sprecher.

Das Beben werde aber sicherlich in die Erneuerung von Rückversicherungsverträgen einfließen, die in Indien zum 1. April abgeschlossen werden. Nach Angaben der geophysikalischen Forschungsgruppe der Münchener Rück wurde die Region zuletzt vor 181 Jahren, im Jahr 1819, von einem Beben ähnlicher Stärke getroffen. Die Wiederkehr-Wahrscheinlichkeit so schwerer Erschütterungen sei also größer als angenommen, sagte der Sprecher.

Das Erdbeben in Indien ist das zweite Großereignis dieser Art in diesem Jahr. Vor zwei Wochen erschütterte ein Erdbeben Mittelamerika. Das Jahr 2000 erlebte zufallsbedingt wenige Beben, dagegen hatte es 1999 fünf schwere Erdbeben gegeben – in Kolumbien, Griechenland, Taiwan und zweimal der Türkei. Trotzdem können die Forscher keinen Trend zu mehr schweren Erdbeben feststellen. Die fünf Beben im Jahr 1999 forderten rund 25000 Todesopfer und 70000 Verletzte. Nach Schätzungen der Schweizer Rück betrug der wirtschaftliche Schaden 36 Mrd. $, davon waren nur 3 Mrd. $ versichert.

Quelle: Financial Times Deutschland

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