GE Frankona hat die Wende geschafft

Von Herbert Fromme, München Vor neunzehn Monaten schickte der erfolgreiche US-Konzern General Electric (GE) den erfolgreichen Finanzmanager Robert Dellinger aus den USA an die Isar. Die Vorgabe war klar: Die Rückversicherungsgruppe GE Frankona Rück, die über den US-Rückversicherer Employers Reinsurance Co. (ERC) zu GE gehört, sollte auf die anspruchsvollen Gewinnmaßstäbe der Mutter getrimmt werden.

Nicht bei allen Mitarbeitern und Kunden kam der kompromisslose Amerikaner, der auch jetzt noch kaum Deutsch spricht, gut an. Aber knapp zwei Jahre nach Dellingers Ankunft gibt es Anzeichen dafür, dass sein Kurs erfolgreich ist.

An den Zahlen für das Jahr 2001 wird das kaum sichtbar. Hauptgrund: Die gesamte ERC-Gruppe muss einen Verlust von 600 Mio. $ aus dem Anschlag auf das World Trade Center verkraften. Auch die GE Frankona wird getroffen. Deren Prämieneinnahmen blieben 2001 mit netto 2,2 Mrd. $ unverändert, so Dellinger. „Aber die Qualität unseres Geschäfts ist deutlich besser“, sagte er im Interview mit der Financial Times Deutschland.

Im Jahr 2000 lag die Schaden-Kostenquote bei über 115 Prozent – im eigentlichen Rückversicherungsgeschäft machte das Unternehmen also 15 Prozent Verlust. Mit Kapitalerträgen und Einnahmen aus Aktienverkäufen konnte das ausgeglichen werden. „Wenn man das World Trade Center heraus gerechnet, war 2001 schon deutlich besser. In 2002 werden wir unter 100 Prozent liegen“, sagte Dellinger. Allerdings bezieht sich die Zielsetzung nur auf Schäden aus dem Geschäftsjahr. Zahlungen für Altlasten kommen hinzu.

Zur Ergebnisverbesserung setzte Dellinger zum einen den traditionellen Hebel an. Er reduzierte das Personal der Gruppe um 300 auf 1250 Mitarbeiter, die Hälfte davon durch den Verkauf von Töchtern. Vor allem aber änderte er das Herangehen an das Kerngeschäft Rückversicherung. „Wir haben unseren gesamten Bestand analysiert und in 25 Geschäftsfelder segmentiert“, sagte er. Diese Segmente wurden rückwirkend über fünf Jahre auf Schäden, Verluste und Verlustquellen untersucht. „Verlustbringendes Geschäft wird nicht mehr gezeichnet. Wir haben ein rigoroses Underwriting eingeführt. Prinzipiell entscheiden zwei Leute über einen Vertrag, einer, der den Kunden lange kennt, und ein unbefangener Underwriter.“ Große Deals gehen durch einen Ausschuss auf Gruppenebene.

„Der gesamte Rückversicherungsmarkt leidet noch unter einem Kater nach dem weichen Markt der 90er Jahre“, sagte Dellinger. Daneben sorgt der Rückgang der Kapitalerträge in der Branche für mehr Disziplin im eigentlichen Rückversicherungsgeschäft.

GE Frankona ist ein führender Luftfahrt-Rückversicherer mit Prämieneinnahmen von netto 400 Mio. $ – und ist entsprechend an den Luftfahrtschäden vom 11. September beteiligt. So kostet die Pleite der japanischen Taisei-Gruppe, die Teile der Frankona-Luftfahrtrisiken rückdeckte, sein Unternehmen 40 bis 50 Mio. $, sagte Dellinger.

An der kommerziellen Deckung für Luftfahrt-Terrorismusrisiken, die der Londoner Markt anbietet, ist GE Frankona mit 20 Prozent beteiligt. Kritik etwa von der Lufthansa an dem Programm kann Dellinger nicht nachvollziehen. „Wir mögen weder dieses Risiko noch den Preis. Aber unsere Kunden brauchten eine solche Deckung, um weiter fliegen zu können. Wegen der in vielen Ländern erteilten Staatsgarantien sind die Prämieneinnahmen aber viel geringer als erwartet“, sagte er. „Ein einziger Schaden reicht, und diese Deckung ist in den roten Zahlen.“

Dellinger hat eine klare Haltung zu anderen Terrorrisiken. Bei kleineren Unternehmen oder Gebäuden gebe es kein Problem. „Bei Großrisiken von mehr als 2,5 Mrd. $ Versicherungssumme wollen wir keine Terrorrisiken rückversichern. Dasselbe gilt etwa für dicht nebeneinander stehende Bürogebäude in einer Großstadt.“ Es gebe Versicherungslösungen. „Aber da müssen die Lasten deutlich geteilt werden. Auch die Besitzer der Gebäude und die Erstversicherer müssen Risiken tragen und nicht versuchen, 90 Prozent beim Rückversicherer abzuladen.“ In letzter Instanz müssten wohl auch Regierungen Risiken übernehmen.

Beim geplanten deutschen Terror-pool tritt Dellinger für eine verpflichtende Mitgliedschaft ein. „Sonst haben wir das Problem, dass nur die schweren und damit schlechten Risiken in den Pool gehen.“

Zitat:

„Die Mitgliedschaft im Terrorpool muss verpflichtend sein“ – Robert Dellinger

Kapitalstark

Mit 8,2 Mrd. $ Nettoprämien und 21 Mrd. $ Kapitalanlagen ist die Frankona-Mutter Employers Re Group viertgrößter Rückversicherer der Welt. Sie gehört zum Konzern General Electric.

Kapitalerträge

Wie die Konkurrenz brachten auch Employers Re zuletzt nur Kapitalerträge Gewinn – das Kerngeschäft machte Verluste. 2000 betrugen die Kapitalerträge 1,8 Mrd. $, der Reingewinn 581 Mio. $.

Stärken

Künftig will der Rückversicherer die Stärken der GE-Gruppe besser zur Geltung bringen, etwa durch die Bündelung von Flugzeugmotoren-Wartungsverträgen mit Maschinenversicherungen.

Quelle: Financial Times Deutschland

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