Babcock sträubt sich gegen Werften-Allianz

Babcock Borsig will sich an einem deutschen Verbund von Marine-Werften nur dann beteiligen, wenn es dem Unternehmen deutliche wirtschaftliche Vorteile bringt. „Ich sehe nicht ein, dass andere sich im Nachhinein an unseren Aufträgen beteiligen und keine Gegenleistung bringen“, sagte Vorstandschef Klaus Lederer, der zugleich Chef der Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) ist. Die Verhandlungen mit ThyssenKrupp über eine von der Bundesregierung gewünschte gegenseitige Beteiligung an den Werfttöchtern ruhen bis Ende Februar. Zu ThyssenKrupp gehören Blohm + Voss und Thyssen Nordseewerke.

Unsicher ist auch, ob die beiden Gruppen die bislang bewährte Zusammenarbeit in Konsortien bei der Bewerbung um deutsche und internationale Marine-Aufträge fortsetzen. Ein Streitpunkt sind die Überwasser-Kriegsschiffe. So baut auch die schwedische Kockums-Werft, die zu HDW gehört, Korvetten. Im Konsortium haben aber die ThyssenKrupp-Werften traditionell die Führerschaft bei diesen Schiffen. Lederer will offensichtlich die Konkurrenz zu Blohm + Voss forcieren und hat der schwedischen Regierung zugesagt, die Kockums-Korvetten international zu vermarkten.

Der Babcock-Chef setzt jetzt vor allem auf eine europäische Kriegsschiff-Allianz. „Das ist umso wichtiger, als von der deutschen Marine keine neuen U-Boot-Aufträge mehr zu erwarten sind.“ In Griechenland hat HDW zugekauft und kooperiert mit Fincantieri in Italien und Izar in Spanien. Ob sich Babcock der von der Bundesregierung angestrebten Allianz mit ThyssenKrupp entziehen kann, ist allerdings fraglich – doch treiben die Auslandsaktivitäten den Preis hoch.

Den Handelsschiffbau bei HDW wird Lederer deutlich zurückfahren. Nur noch ein Schiff pro Jahr soll in diesem Segment entstehen. Dadurch werden auch Arbeitsplätze auf der Werft verloren gehen, eine Zahl nannte Lederer nicht. Mit einem Auftrag über sechs Schnellfähren für die griechische Reederei Superfast hatte HDW 205 Mio. Euro Verlust eingefahren.

Derzeit haben HDW und Töchter Aufträge über 5,2 Mrd. Euro in den Büchern. Bis Jahresende sollen Aufträge über weitere 2 Mrd. Euro dazukommen. „So etwas wollen wir nur ungern mit anderen teilen.“ Doch Babcock Borsig besitzt bisher nur 50 Prozent plus eine Aktie an HDW – das erleichtert die Gespräche mit ThyssenKrupp nicht. Lederer gibt sich jedoch zuversichtlich, dass er noch in diesem Jahr die Werft vollständig übernehmen kann. Woher das Geld dafür kommen soll, ist allerdings unklar. Erst im Dezember hatte der schwedische Saab-Konzern seinen HDW-Anteil von 25 Prozent für 181,5 Mio. Euro an Mitaktionär Preussag verkauft. Lederer hatte diese Anteile nicht direkt kaufen wollen. „Das war uns zu teuer“, so der Babcock-Chef. Warum Preussag das Paket für einen niedrigeren Preis an Babcock Borsig weiterreichen sollte, bleibt im Dunkeln. Preussag ist auch direkt an Babcock Borsig beteiligt, will aber mittelfristig aussteigen.

Auf den Einstieg des US-Investors Guy Wyser-Pratte reagierte Lederer gelassen. „Der hat auch keine besseren Ideen als ich.“ Mit seinen derzeit fünf Prozent habe Wyser-Pratte auf die Unternehmenspolitik keinen Einfluss. „Solange er den Aktienkurs nach oben treibt, ist uns das Recht.“

Babcock Borsig will sich mittelfristig auf den Schiffbau konzentrieren und von der Mehrheit an der Energietechnik trennen. Offenbar führt Lederer Gespräche, zu denen er aber keine Details nannte. In jedem Fall übernimmt der Konzern im Anlagenbau keine Projektführerschaft mehr. Das sei wegen der geforderten Garantiesummen nicht zu finanzieren. Den Apparatebau verlagert Bab-cock Borsig von Berlin nach Spanien.

Der Konzernumsatz sank 2001 durch Verkäufe von 6 auf 4,3 Mrd. Euro. Konzernchef Lederer hat ein Kostensenkungsprogramm aufgelegt, mit dem er 20 Prozent sparen will. Rund 1150 der 27 000 Mitarbeiter werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Aktionäre erhalten auch für das laufende Jahr keine Dividende, so Lederer.

Zitat:

„Andere sollen nicht ohne Gegenleistung profitieren“ – Klaus Lederer Babcock-Borsig-Chef

Großprojekte

Der stark schwankende Schiffs-und Anlagenbau dominiert die Bilanz von Babcock Borsig. Wegen weniger Abrechnungen von Großprojekten sanken die Umsätze und operativen Gewinne. Außerordentliche Gewinne von 129 Mio. Euro führten zum Überschuss von 26 Mio. Euro (5 Mio. Euro Plus).

Katrin Berkenkopf und Herbert Fromme

Quelle: Financial Times Deutschland

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