Allianz gleich mehrfach gebeutelt

Von Herbert Fromme, München Ungewohnt defensiv traten Henning Schulte-Noelle und drei weitere Vorstandsmitglieder der Allianz AG gestern auf. Die Übernahme der Dresdner Bank werde schon im Jahr 2001 einen positiven Ergebnisbeitrag liefern, hieß es vor einem Jahr bei der umstrittenen Übernahme – jetzt musste die erfolgsverwöhnte Allianz-Spitze ein schlechtes Ergebnis vorlegen, das neben anderen Negativfaktoren deutlich vom Verlust der Bank geprägt war.

Die Erfolge der Megafusion sind bisher spärlich. Stattdessen brach der Gewinn des Finanzriesen um mehr als die Hälfte von 3,46 Mrd. Euro auf 1,62 Mrd. Euro ein. Das ist nur zum Teil erklärbar durch den hohen Schaden von 1,5 Mrd. Euro aus dem Terrorüberfall auf das World Trade Center (WTC). Schlechte Preise im Industriegeschäft, der Einbruch der Aktienmärkte, aber auch die negative Ertragslage der Bank, die das Konzernergebnis mit einem Verlust von 300 Mio. Euro belastete, zogen den Gewinn nach unten. „Die Dresdner Bank hat die Ertragserwartungen deutlich verfehlt“, monierte Vorstand Helmut Perlet. Trotz des Gewinneinbruchs zahlt die Allianz aber erneut eine Dividende von 1,50 Euro.

Auch mit den Schätzungen für 2002 blieben die Allianz-Chefs vorsichtig. Das Unternehmen will den Umsatz um 4 Prozent von 75,1 Mrd. Euro auf 78 Mrd. Euro und den Gewinn auf 3 Mrd. Euro steigern. Damit würde der Gewinn des Jahres 2000 nicht wieder erreicht. Solche Schätzungen werden ohnehin schnell Makulatur. Noch im Februar hatte die Allianz einen Gewinn für 2001 von 1,7 Mrd. Euro gemeldet. Jetzt sind es nur 1,6 Mrd. Euro, weil das Unternehmen 150 Mio. Euro wegen der Insolvenz des Flugzeugherstellers Fairchild Dornier abschreiben musste. Geld verdient hat der Konzern in 2001 trotz des WTC-Schadens vor allem in der traditionellen Schaden-und Unfallversicherung – und trotz der breiten internationalen Aufstellung in erster Linie auf dem deutschen Markt. „Aber das spricht nicht gegen unsere Internationalisierungsstrategie“, sagte Schulte-Noelle. In früheren Jahre habe der internationale Bereich erhebliche Gewinne abgeliefert.

Trotz des Verlustes der Dresdner Bank zeigte er sich zufrieden mit dem Fortgang der Integration. Die Ziele würden erreicht – allein 2002 sollen 290 Mio. Euro an Synergieeffekten erzielt werden. Unter anderem will die Allianz noch in diesem Jahr die Fondsgesellschaften DIT und Allianz KAG fusionieren. Die beiden Konzernunternehmen, die im Bereich Private Equity tätig sind, wurden schon zusammengeführt.

Zur Begründung der Fusion dient Schulte-Noelle vor allem der wachsende Markt für die Altersvorsorge. Über die Dreba-Schalter seien im ersten Quartal 24 200 Lebenspolicen verkauft worden, knapp viermal so viel wie im Vergleichszeitraum 2001 über Dresdner Bank und HypoVereinsbank zusammen. Solche Ergebnisse seien mit einem reinen Kooperationsmodell nicht erzielbar, sagte Schulte-Noelle. Da gebe es irgendwann immer Reibereien um Margen und Produkte. Dennoch soll das Fusionsmodell auf Deutschland beschränkt bleiben. „Das war unsere Antwort auf eine sehr spezifische Situation.“

Zitat:

„Die Dresdner Bank hat die Ertragserwartungen deutlich verfehlt“ – Allianz-Vorstand Perlet

Quelle: Financial Times Deutschland

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