Hannover Rück macht trotz Terrorschaden noch Gewinn

Im vierten Quartal Chancen genutzt

Von Herbert Fromme, Hannover Die Hannover Rückversicherung, die zu 75 Prozent dem Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI) gehört, erwartet für 2002 mindestens 251 Mio. Euro Gewinn. Das entspreche einem Anstieg von jährlich zehn Prozent auf den Ertrag des letzten „normalen“ Jahrs 1998, sagte Vorstandschef Wilhelm Zeller. Die Jahre 1999 bis 2001 seien von Ausnahmefaktoren geprägt gewesen – 2001 vom Schaden aus dem World Trade Center (WTC) und anderen Großschäden, die anderen beiden Jahre durch steuerliche Änderungen.

Stolz präsentierte Zeller das Ergebnis für 2001. „Wir sind einer von dreien unter den 15 größten Rückversicherern der Welt, die das Jahr ohne Bilanzverlust überstanden haben“, sagte er. Neben der Hannover Rück waren das die Münchener Rück und die kleinere Partner Re. Die Dividende fiel 2001 aus. Aber trotz der Katastrophen wies die Gruppe keinen Verlust, sondern einen kleinen Gewinn von 11 Mio. Euro auf, nach 365 Mio. Euro in 2000 – und das nach eigenen Angaben ohne Tricks.

Rückversicherer können durch rückwirkend gekaufte Schutzdeckungen und andere Methoden Großschäden auf künftige Jahre verteilen und so aktuell höhere Gewinne zeigen. Dies habe die Hannover Rück nicht getan, betonten Zeller und Finanzchefin Elke König, die Anfang des Jahres von der Münchener Rück nach Hannover gekommen ist.

Ein Geheimnis des Erfolgs sei die vergleichsweise niedrige Kostenquote, ein anderes, dass die Gruppe nach dem 11. September konsequent die neuen Möglichkeiten des Marktes genutzt und nicht lange gezögert habe, sagte Zeller. „Wir hatten deshalb ein sehr starkes viertes Quartal und ein weit überdurchschnittliches Wachstum der Bruttoprämie.“ Von der gesamten Jahresprämie von 11,5 Mrd. Euro erzielte die Gruppe 36 Prozent von Oktober bis Dezember.

Der WTC-Schaden kostete die Hannover Rück brutto 1,43 Mrd. Euro, nach der Erstattung von Schutzdeckungen durch andere Rückversicherer blieben für die eigene Rechnung 400 Mio. Euro übrig. „Das Jahr war aber auch ohne WTC eines der schlimmsten Katastrophenjahre“, sagte Zeller. Erdbeben, Stürme, Großfeuer und Pleiten hätten das Unternehmen netto weitere 239 Mio. Euro gekostet, der Enron-Schaden davon rund 20 Mio. Euro.

Jetzt will die Hannover Rück in dem deutlich härteren Markt ernten. Vorstand Jürgen Gräber bezifferte die Preiserhöhungen bei Katastrophendeckungen auf 30 Prozent, bei anderen Risiken auf 60 bis 70 Prozent und in bestimmten Sparten – zum Beispiel der US-Arbeiterunfallversicherung – sogar auf 1000 Prozent. „Wir wollen unsere Verluste vom 11. September in spätestens drei Jahren zurückverdienen“, sagte Konzernchef Zeller.

Bild(er):

Wilhelm Zeller, Chef der Hannover Rück – Novum/Walter Schmidt.

Quelle: Financial Times Deutschland

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