Allianz rechnet mit langer Hochpreisphase

Von Herbert Fromme, Hamburg Die deutsche Industrie muss sich langfristig auf deutlich höhere Preise für Versicherungsschutz einstellen. „Ich glaube nicht, dass wir wieder in einen Zyklus hineinkommen und die Preise bald wieder sinken. Der Markt bleibt hart.“ Das sagte Axel Theis, Vorstandsmitglied der Allianz Versicherungs-AG, vor industriellen Versicherungseinkäufern bei einer Veranstaltung des Großmaklers Aon Jauch & Hübener.

Der Allianz-Konzern habe 2001 weltweit jeden Tag rund 1 Mio. EuroVerlust in der Industrieversicherung gemacht. Bei rund 350 Mio. Euro Prämieneinnahmen in diesem Segment habe die Schaden-und Kostenquote („combined ratio“) 209 Prozent betragen. Für jeden Prämien-Euro musste die Allianz 2,09 Euro für Schäden und Kosten aufbringen. Selbst ohne den Schaden vom 11. September lag die Quote bei 136 Prozent, nach 143 Prozent im Jahr 2000 und 121 Prozent in 1999.

Die Zeiten, in denen hohe Kapitalerträge einen Ausgleich schaffen konnten, seien lange vorbei, sagte Theis. „Das Segment muss rentabel gemacht werden.“ Die Allianz habe sich dafür drei Jahre Zeit gegeben. „Wenn das dann nicht geschafft ist, steht das Geschäft auf dem Prüfstand“, sagte Theis. Das heiße aber nicht automatisch, dass der Konzern die Industrieversicherung dann aufgeben werde.

Allerdings habe bei der letzten Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2002 die Kommunikation mit den Kunden nicht gestimmt, gestand Theis ein. Es habe der Eindruck entstehen können, die Assekuranz arbeite bei ihren Angeboten nach dem Motto „Friss oder stirb“. In der Sache seien die Preiserhöhungen aber berechtigt gewesen.

Theis, der für die Versicherungsbranche die Verhandlungen über den Terrorschaden-Versicherer Extremus mit der Bundesregierung führte, ist zuversichtlich, dass die deutsche Assekuranz die geforderten 1,5 Mrd. Euro Kapazität für Extremus zusammenbekommt. Ob die Industrieunternehmen dann auch die mit Staatshilfe bis 13 Mrd. Euro reichende Terrordeckung kaufen werden, wisse man nicht. Allerdings gebe es gute Gründe für sie, sich entsprechend abzusichern, unter anderem die gesetzlichen Vorschriften über Risikokontrolle. Die erwarteten Prämieneinnahmen von rund 500 Mio. Euro für Extremus seien von den Weltmarktpreisen für solche Deckungen diktiert. „Wir bauen Extremus, um den Industrieunternehmen in einer Notsituation zu helfen. Die Alternative ist, dass sie keinen Versicherungsschutz für Terrorschäden haben.“

Zitat:

„Wir haben da jeden Tag 1 Mio. Euro verloren“ – Allianz-Vorstand Theis.

Quelle: Financial Times Deutschland

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