Versicherer VHV fühlt sich allein stark genug

Zweimal endete die anvisierte Hochzeit mit einer Entlobung. Jetzt mag der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Haftpflicht Versicherung (VHV) nicht mehr zugeben, dass er auf Brautschau ist. Die VHV suche nicht nach einem Partner, betonte Heinrich Dickmann. „Wenn sich Chancen ergeben, unsere Produktpalette zu vergrößern, werden wir sie nutzen“, räumte er aber ein.

Die Hannoveraner VHV-Gruppe wird von einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit geführt. Ihre Hauptgeschäftsfelder sind Bauhaftpflicht und Autoversicherung. Versuche, mit den ebenfalls aufs Handwerk setzenden Gesellschaften Signal Iduna und Inter zusammenzugehen, sind vor kurzem gescheitert.

„Wir sind gut aufgestellt und kapitalisiert. Ich sehe keinerlei Zwang, dass wir uns anlehnen müssen“, sagte Dickmann. Die VHV werde aber über ein Zusammengehen mit einer anderen Gruppe entscheiden „wenn der Zeitpunkt geeignet“ ist. Dickmann mochte sich weder dazu äußern, ob er zurzeit mit anderen Gesellschaften über ein Zusammengehen spricht, noch wollte er sagen, wer für eine Kooperation mit der VHV überhaupt in Frage kommt.

Der VHV bleibe definitiv ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, ein Sachversicherer und selbstständig. „Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht darüber nachdenken, wie wir uns verstärken können“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Denkbar sei etwa ein Engagement in der Lebensversicherung. „Wir schließen nichts aus.“

Im schwierigen Geschäftsjahr 2001 habe die Gesellschaft ein zufrieden stellendes Ergebnis erzielt, lobte Dickmann. In der Autoversicherung blieben die Beitragseinnahmen mit 737 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr stabil. Allerdings verlor die Gesellschaft mit 200 000 Policen etwa 6,4 Prozent ihrer Verträge und damit 0,1 Prozent ihres Marktanteils, der jetzt 3,5 Prozent beträgt. Das ist auf Sanierungen zurückzuführen, unter anderem im unattraktiven Flottengeschäft. Die Anzahl der Schäden sank 2001 um 8,3 Prozent. Insgesamt erzielte die VHV Auto-Versicherungs AG einen Gewinn von 4,1 Mio. Euro – im Vorjahr hatte sie noch 13,4 Mio. Euro an die Mutter abführen können.

Auch im Baubereich hat VHV zu kämpfen. Die Zahl der Verträge stieg zwar um 3,6 Prozent auf mehr als 1,15 Millionen, die Vertragszahl in der Baubetriebshaftpflichtversicherung sank aber um 3,2 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr fielen die Beitragseinnahmen um ebenfalls 3,6 Prozent auf 241,2 Mio. Euro, was allerdings auf Sondereffekte in 2000 zurückgeht. Darum bereinigt stiegen die Beiträge von 228 Mio. Euro auf 230 Mio. Euro.

Dickmann wird die VHV zum Jahresende verlassen. Sein Nachfolger ist Uwe H. Reuter, seit Anfang Juni sein Stellvertreter.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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