Schiro räumt bei Zurich Financial auf

Von Herbert Fromme, Zürich Der neue Chef James Schiro hat bei der Zurich Financial Services (ZFS) mit der Beseitigung der Trümmer einer gescheiterten Überexpansion begonnen. Aber wie danach der Neuaufbau bei Europas drittgrößtem Versicherer aussehen soll, blieb bei der Präsentation der Halbjahreszahlen im Dunkeln. Auch über Fehler der Vergangenheit sprach Schiro ungern: „das ist doch offensichtlich“. Analysten und Anleger gaben dem neuen Mann trotzdem einen Vertrauensvorschuss. Die Aktie stieg um 8,5 Prozent auf 130,25 Schweizer Franken, während andere Versicherer nachgaben.

Die Gruppe will sich künftig wieder auf das Versicherungsgeschäft mit den USA und Europa als Hauptmärkten konzentrieren. Schiro gab den Wegfall von 4500 der 76 000 Arbeitsplätze bekannt. Davon entfallen 2000 auf Großbritannien, wo die Gruppe ihre teuer aufgebaute Onlinebank schließt. „Wir müssen die Art und Weise unseres Geschäfts ändern“, forderte Schiro. ZFS brauche keine Visionen, sondern Disziplin. „Wir wollen innerhalb von 18 Monaten wieder Gewinn machen.“

Die Kostensenkungen sollen 2003 rund 500 Mio. $ bringen, Preiserhöhungen und härtere Versicherungsbedingungen noch einmal 500 Mio. $. Alle Konzernteile, die künftig nicht den angestrebten operativen Ertrag von zwölf Prozent auf das eingesetzte Kapital ohne Sondererträge aus Aktienverkäufen erreichen, stehen auf dem Prüfstand.

Der Amerikaner Schiro, bis Anfang des Jahres Chef des Wirtschaftsprüfers PricewaterhouseCoopers, löste im Mai den langjährigen Konzernherrscher Rolf Hueppi ab. Hueppi musste nach vier Gewinnwarnungen, schwachen Ergebnissen und dem Einbruch des Aktienkurses gehen. Fast ein Jahrzehnt lang hatte der Visionär die Gruppe geprägt, kräftig expandiert und von einem Versicherer zu einem globalen umfassenden Finanzdienstleister ausgebaut. Mit dem Rückgang der Aktienmärkte und dem Platzen der E-Commerce-Blase sank sein Stern.

Die erstmals von Schiro präsentierten Halbjahreszahlen waren miserabel. Nach einem Gewinn von 861 Mio. $ im Vorjahr zeigte die ZFS jetzt einen Verlust von 2,03 Mrd. $, trotz Prämienwachstum um 18 Prozent auf 20,7 Mrd $. Drei Gründe waren maßgeblich: Der Gewinn aus Aktienverkäufen ging von 817 Mio. $ auf 56 Mio. $ zurück. Noch schlimmer: Der Konzern musste seine Reserven für Schäden aus früheren Jahren, vor allem für Asbest-und Arbeiter-Unfallversicherungen in den USA, um immerhin 1,8 Mrd. $ aufstocken. Schließlich verdaute die Gruppe 727 Mio. $ Abschreibungen auf die Unternehmenswerte übernommener Firmen (Goodwill). Weitere 227 Mio. $ musste sie auf Software abschreiben, die sie für ihre inzwischen eingestellten E-Commerce-Projekte angeschafft hatte.

An der Börse will Schiro im Oktober 2 bis 2,5 Mrd. $ frisches Geld holen. Aus dem Verkauf von Geschäftsbereichen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, soll 1 Mrd. $ freigesetzt werden. ZFS wird die Aktienquote an den Kapitalanlagen in den nächsten Monaten „in einer verantwortlichen Art und Weise“ von 11,8 Prozent auf zehn Prozent reduzieren. Das bringt Papiere im Wert von rund 4 Mrd. $ auf den Markt. Außerdem werde sie nur eine „moderate“ Dividende zahlen.

Zitat:

„Wir müssen die Art und Weise unseres Geschäfts ändern“ – ZFS-Chef James Schiro

Quelle: Financial Times Deutschland

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