Nur verhaltene Aussichten für die Versicherungsbranche

Lebensversicherer haben es besonders schwer

Von Herbert Fromme, London Sehr gemischte Nachrichten gab es gestern für Aktionäre von Versicherungsgesellschaften. Die Londoner Investmentbank Fox-Pitt Kelton (FPK), die zur Swiss Re gehört, veröffentlichte ihre neueste Einschätzung des Sektors und blieb bei ihrem Urteil „untergewichten“.

Am selben Tag senkte die Rating-Agentur Standard & Poor’s ihre Einschätzung des Rückversicherers Converium, der vor einem Jahr mit großen Hoffnungen als Ausgründung der Zurich Financial Services begann, von „A+“ auf „A“. Damit reagierten die Analysten auf die im Herbst unerwartet notwendig gewordene Reservestärkung. Die Converium-Aktie stieg trotzdem um 9,7 Prozent auf 63,65 Schweizer Franken. Das Unternehmen sieht das Jahresergebnis 2002 „sehr positiv“. Der erwartete Jahresgewinn von 80 Mio. $ werde wohl übertroffen, sagte Vorstand Dirk Lohmann der Agentur Reuters.

FPK-Versicherungsanalyst William Hawkins blieb bei seiner skeptischen Einschätzung der Branche. „Die Nachfrage nach Lebens-und Rentenprodukten in Europa wird wegen der schwachen Finanzmärkte kaum in Gang kommen“, sagte Hawkins bei einer Veranstaltung der Swiss Re zu den Zukunftsaussichten der Assekuranz. Die Rentenreform in Deutschland und anderen Ländern habe bisher keine nennenswerten Verkaufszahlen oder Gewinne gebracht. Grundsätzlich ist Hawkins unzufrieden mit dem Geschäftsmodell europäischer Lebensversicherer. „Die an die Kunden gezahlte Überschussbeteiligungen sind eindeutig zu hoch, das Gleiche gilt für die Provisionen“, sagte Hawkins. Allerdings: „Wenn es gelingt, den gegenwärtigen Zustand aufzubrechen, gibt es wahrscheinlich im Gegenzug mehr Einmischung durch den Staat.“

Im Schaden-und Unfallmarkt erwartet Hawkins deutliche Preiserhöhungen. „Aber die meisten Versicherungs-Aktiengesellschaften leiden immer noch an den negativen Folgen des letzten Marktzyklus“ – vor allem an der Notwendigkeit weiterer Reservestärkungen. Rückversicherer könnten auf Grund ihrer Marktstärke besser dastehen als Erstversicherer.

Thomas Hess, Chefökonom der Swiss Re, prognostiziert für die nächsten Jahre ein Wachstum von drei bis fünf Prozent in der Schaden-und Unfallversicherung. Dies lasse den Gewinn steigen. Allerdings könnten die Unternehmen weiterhin kaum Gewinnbeiträge aus den Kapitalanlagen erwarten. Lebensversicherer müssten in den nächsten Jahren besonders kämpfen, sagte er.

„Die Versicherer müssen ihre Risiken an ihre Kapitalbasis anpassen“, forderte John Coomber, der ab dem 1. Januar Vorstandschef der Swiss Re wird. „Die Stärkung der Bilanzkraft hat Priorität für die Branche“, sagte Coomber. „Deshalb rechnen wir mit einer weiteren Konsolidierung, um Kosten zu senken und die Effektivität des Kapitaleinsatzes zu verbessern.“

Zitat:

„Die Überschussbeteiligungen und Provisionen sind zu hoch“ – Analyst Hawkins.

Quelle: Financial Times Deutschland

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