Kapitalmärkte belasten Neue Leben

Versicherer empört über Riester-Verfahren “ Sparkassentochter will nicht fusionieren

Von Herbert Fromme, Hamburg Der Lebensversicherer Neue Leben hat 2002 das schlechteste Geschäftsjahr seiner Geschichte hinnehmen müssen. „Unter den gegebenen Umständen stehen wir noch gut da“, machte sich Vorstandschef Peter Hanus gestern selbst Mut.

Vor allem die Talfahrt der Aktienmärkte hat das Unternehmen gebeutelt. Die Gruppe musste saftige 120 Mio. Euro abschreiben, vor allem auf Aktien – im Vorjahr waren es gerade 25 Mio. Euro gewesen. Im Gegensatz zu anderen Versicherern konnte Hanus diese Schläge nicht mit Erfolgsmeldungen über Wachstum kompensieren: Die Prämieneinnahmen gingen um drei Prozent auf 644 Mio. Euro zurück, das Neugeschäft – gemessen in der Beitragssumme der verkauften Verträge – ebenfalls um drei Prozent auf 1,39 Mrd. Euro. Den Kunden schreibt das Unternehmen 2003 nur noch fünf Prozent gut, nach 6,5 Prozent 2002.

Die Neue Leben gehört zu 65 Prozent der Hamburger Sparkasse, mit 20 Prozent ist die Sparkasse Bremen beteiligt, den Rest halten fünf andere Kassen. Über die Schalter seiner Aktionäre erwirtschaftet Hanus rund 65 Prozent des Umsatzes. Die Neue Leben gehört aber nicht zum Verband öffentlicher Versicherer wie die anderen Sparkassenversicherer. Im Gegenteil, sie wildert gerne in ihren Gebieten. Von Fusionen innerhalb dieses Lagers hält Hanus nicht viel. „Wir würden uns die niedrigen Verwaltungskosten und damit einen Wettbewerbsvorteil zunichte machen“, sagte der Neue-Leben-Chef.

Große Hoffnungen setzt die Neue Leben auf die Pensionskasse für die betriebliche Altersversorgung. Sie nahm im Oktober ihr Geschäft auf und schloss bis Ende des Jahres 2556 Rahmenverträge mit Unternehmen.

Ein „richtiggehendes Desaster“ befürchtet Hanus dagegen für die private Riester-Rente. „Die jährlich einzureichenden Fragebögen der Riester-Kunden über ihr Einkommen sind viel zu kompliziert und unverständlich“, sagte er. Der Staat verlangt die Auskünfte, bevor er die Zulage auszahlt, die Versicherer müssen die Fragebögen einsammeln und die Daten liefern.

Die Neue Leben hat testweise den achtseitigen Fragebogen an 2000 ihrer 56 000 Riester-Kunden verschickt. Davon haben innerhalb von sechs Tagen 34 geantwortet, 27 Bögen waren falsch ausgefüllt.

„Riester-Produkte werden vor allem an Menschen mit einfachen Berufen und entsprechender Bildung verkauft. Die Fragebögen überfordern sie „, sagte Hanus. Zwar sei der Versicherer gezwungen, fehlerhafte Bögen einmal zur Korrektur zurückzusenden, bei erneuten Fehlern aber nicht mehr. „Dann bekommt der Kunde keine staatliche Förderung. Das merkt er aber erst ein Jahr später.“

Für die Versicherer führe das System zu hohen Kosten: „Unsere normalen Verwaltungskosten betragen 0,9 Prozent der Beiträge, für Riester-Produkte aber vier Prozent.“

Hanus verlangte eine Reform der Riester-Rente. Die Zulage müsse mit dem Lohnsteuer-Jahresausgleich oder dem Kindergeld gezahlt werden. Kurzfristig solle ein Moratorium gelten, die Förderung für 2002 auch später noch gezahlt werden. „Die Sache wurde in den Sumpf gefahren und muss gerettet werden“, sagte Hanus. „Das zuständige Ministerium schläft, und der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft auch.“

Zitat:

„Das zuständige Ministerium schläft, und der GDV auch“ – Peter Hanus, Chef der Neuen Leben.

Quelle: Financial Times Deutschland

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