Ergo zahlt hohen Preis für Bankpartner

HypoVereinsbank belastet Ergebnis der Münchener-Rück-Tochter “ Zufriedenheit mit operativen Zahlen

Von Judith Csaba und Herbert Fromme, Düsseldorf Ihr Produktpartner HypoVereinsbank (HVB) ist der Ergo-Versicherungsgruppe lieb und teuer. Zwar konnte die Düsseldorfer Tochter der Münchener Rückversicherung über den Vertriebskanal HVB-Bankschalter im vergangenen Jahr Policen mit einem Jahresbeitrag von 292 Mio. Euro verkaufen. Aber der Niedergang des Aktienkurses der Bank schlug direkt in die Bilanz der Ergo durch.

Rund 500 Mio. Euro des Gewinnrückgangs der Ergo stammen von der HVB, die anteilig „at equity“ bilanziert wird. Die Münchener-Rück-Gruppe besitzt 26 Prozent der HVB-Anteile, davon hält sie 15,6 Prozent über ihre Erstversicherungstochter.

Die Aktienkrise bescherte der Ergo-Gruppe, zu der Victoria, DKV, DAS und Hamburg-Mannheimer gehören, ein katastrophales Ergebnis. Die Ergo weist erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust auf, der mit 1,13 Mrd. Euro nicht gerade klein ausfällt. Im Vorjahr verbuchte die Gruppe noch einen Gewinn von 655 Mio. Euro. Der Rückgang stammt ausschließlich aus dem Kapitalanlagebereich – dort erlitt Ergo einen Verlust von 515 Mio. Euro, verglichen mit einem Gewinn von 5,09 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Aktionäre erhalten trotzdem eine Dividende von 0,90 Euro, nach 1,30 Euro für 2001. Die Münchener Rück hält 91,9 Prozent an Ergo.

Als Konsequenz der dreijährigen Baisse verringerte der Versicherer seine Aktienquote von 22,7 Prozent der Kapitalanlagen Ende 2001 auf 13,2 Prozent Ende 2002. Jetzt liegt sie sogar unter zehn Prozent. „Ich kann mir für die Zukunft aber wieder ein höheres Aktienportfolio vorstellen“, sagte Vorstandschef Lothar Meyer. Werte von mehr als 20 Prozent seien durchaus wieder möglich.

Meyer zeigte sich sehr zufrieden mit der versicherungstechnischen Seite des Geschäfts. Insgesamt stiegen die Beitragseinnahmen um 7,6 Prozent von 14,1 Mrd. Euro auf 15,2 Mrd. Euro. Vor allem die Lebensversicherer im Inland verbuchten mit 12,8 Prozent einen deutlich über dem Marktschnitt von 4,1 Prozent liegenden Zuwachs – die Riester-Kampagne und die starke Position in der betrieblichen Altersversorgung zahlen sich zumindest im Volumen aus.

Im Schaden-und Unfallgeschäft wuchsen die Ergo-Gesellschaften mit einem Beitragsplus von 6,4 Prozent doppelt so stark wie der Markt. Hochzufrieden sind Meyer und Vorstandsmitglied Horst Döring mit der Schadenentwicklung. „Besonders hervorzuheben ist die trotz der vielen Elementarschäden rückläufige und hervorragende Schaden-und Kostenquote von 97,6 Prozent“, sagte Meyer. Trotz der Sturm-und Flutschäden des vergangenen Jahres liegt die Quote damit um 0,6 Prozentpunkte niedriger als 2001 und ist deutlich besser als die des Konkurrenten Allianz mit 105,3 Prozent.

Die Ergo bilanziert nach dem International Accounting Standard. Dabei habe die Gruppe an ihren Abschreibungsbedarf sehr strenge Maßstäbe angelegt, sagte Finanzvorstand Rolf Ulrich. Allein auf Wertpapiere wurden 3,8 Mrd. Euro abgeschrieben. Mit dem Thema ist die Ergo allerdings noch nicht fertig. Für das erste Quartal 2003 erwartet die Gruppe weiteren Abschreibungsbedarf „in dreistelliger Millionenhöhe“, räumte der Vorstandschef ein.

Trotzdem ist Meyer zuversichtlich, für das volle Jahr 2003 wieder einen Gewinn zu erzielen, auch bei den Kapitalanlagen. „Ich gehe von einem Ergebnis im positiven Bereich aus, eine exakte Vorhersage ist nicht möglich“, sagte er. Die Gruppe will ihre Beitragseinnahmen um sieben Prozent steigern. Bis 2005 will das Management eine Kostenersparnis von jährlich 300 Mio. Euro durchsetzen.

Sonderlich beunruhigt über das hohe Defizit für 2002 scheint Meyer aber nicht zu sein. Anleger und Kunden müssten sich künftig an deutlich größere Schwankungen nach oben und unten gewöhnen.

Mit 4,2 Mrd. Euro Eigenkapital habe das Unternehmen auch eine solide finanzielle Basis, sagte Meyer. Bei keiner Tochter sei eine finanzielle Unterstützung durch den Konzern nötig – auch nicht bei der Victoria Leben, die in der vergangenen Woche erklärte, sie habe den Stresstest der Finanzaufsicht BaFin nicht bestanden. Die Hamburg-Mannheimer, der zweite große Lebensversicherer der Gruppe, und die DAS Leben haben den Test bestanden.

Bild(er):

Ergo-Chef Lothar Meyer erwartet für 2003 erneut schwarze Zahlen – Modusphoto.

Quelle: Financial Times Deutschland

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