Investoren erhöhen Druck auf Gerling

Ärger über hohen Wertverlust bei Gerling-Rück-Bond · Sparkassen und Landesbanken unter den Anlegern

Von Herbert Fromme, Köln Eine Gruppe verärgerter Investoren hat sich gegen den Gerling-Konzern verbündet. Die Investoren haben 2001 eine Anleihe der mittlerweile stark angeschlagenen Gerling-Tochter Gerling Globale Rück gekauft. Nach FTD-Informationen haben sie ein Komitee gebildet, um ihre Ansprüche gegen Gerling gemeinsam durchzusetzen. Die Gruppe wird von dem börsennotierten Londoner Finanzdienstleister Close Brothers beraten. Das bestätigte Simon Tomlinson, ein stellvertretender Direktor bei Close.

Die Anteilseigner verlangen Schadensersatz, weil die an der Börse in Luxemburg gehandelten Anleihen heute weniger als ein Drittel des Ausgabepreises wert sind. Sie behaupten, das Gerling-Management habe schon bei der Ausgabe im August 2001 von den Problemen des Rückversicherers gewusst, sie aber verschwiegen.

Tomlinson zu Folge sind rund 60 Prozent der 220 Mio. Euro Anleihekapital in dem Komitee vertreten. Darunter seien Sparkassen, Landesbanken, europäische Pensionsfonds und institutionelle Anleger aus den USA. Namen wollte Tomlinson nicht nennen. „Vor allem die deutschen Anleger sind äußerst verärgert“, sagte er.

Nach Angaben aus Versicherungskreisen gehören die Landesbank Rheinland-Pfalz, die Sparkasse Aurich-Norden, die Sparkassenversicherung Wiesbaden, der Pensionsfonds des Flughafens Schiphol in den Niederlanden und mehrere Lebensversicherer zu den Anlegern.

Investoren außerhalb des Komitees prüfen nach FTD-Informationen, ob sie auch Ansprüche gegen die Konzernholding stellen. Wolfgang Rüdt, stellvertretender Gerling-Justitiar, bestätigte das. Für eine Haftung des Konzerns gebe es aber keine rechtliche Grundlage.

Die Anspruchsteller berufen sich auf den Prospekt für die Anleihe, der die Situation der Gerling Globale Rück Mitte 2001 sehr positiv darstellt. Tatsächlich sei das Unternehmen aber schon angeschlagen gewesen – auch vor den Anschlägen des 11. September. In der Tat schreibt der Konzernvorstand in seinem Geschäftsbericht für das Jahr 2001: „Die Entwicklung der Kapitalmärkte, zunehmende Insolvenzen, zahlreiche Großschäden wie auch auf Grund geänderter Rechtsprechung außerordentliche Nachreservierungen in den USA wegen Asbestoseschäden ließen bereits zur Jahresmitte erkennen, dass insbesondere in der Rückversicherung 2001 ein negatives Jahr werden würde.“ Wenn der Konzern schon Mitte 2001 vom negativen Jahr für die Rückversicherung wusste, hätte er das mitteilen müssen, so die Argumentation der Anspruchsteller.

Der Druck der Anleihe-Investoren kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt für den Konzern, der gerade einen Verlust von 740 Mio. Euro für 2002 verdauen muss. Gerling will die angeschlagene Rück, die ihr unprofitables Hauptgeschäft im Oktober 2002 einstellte, an schwach kapitalisierte Firmen des Managers Achim Kann verkaufen, um sie aus der Bilanz zu bekommen. Das hat die Finanzaufsicht verboten. Eine Entscheidung in dem darum geführten Rechtsstreit wird demnächst erwartet.

Auch der profitable Rest der Gerling Rück, die Gerling Life Re, soll den Besitzer wechseln. Wie Ende Mai bekannt wurde, will Gerling sie auf Treuhänderbasis an die mittelgroße Versicherungsgruppe VHV übergeben. Wenn die Rück-Probleme gelöst sind, so hofft das Management, könnte sich die ungeheuer wichtige Bewertung der Rating-Agenturen für die operativen Versicherer des Konzerns wieder verbessern, und sie hätten eine Überlebenschance. Der erneute Druck durch die erbosten Anleger stört da beträchtlich.

Zitat:

„Vor allem die deutschen Anleger sind äußerst verärgert“ – Simon Tomlinson, Assistant Director bei Close Brothers

Bild(er):

Schlagkräftig: Sparkassen und Landesbanken haben sich gegen Gerling (Logo, r.) verbündet – Imago/Busse, FTD-Montage.

Quelle: Financial Times Deutschland

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