Mannheimer Leben wird aufgelöst

Finanzaufsicht ordnet Übergabe an Protektor an

Von Herbert Fromme, Anja Krüger und Ilse Schlingensiepen, Köln Die schwer angeschlagene Mannheimer Lebensversicherung stellt den Betrieb ein. Die Finanzaufsicht BaFin teilte gestern mit, dass die bestehenden Verträge auf die von der Versicherungsbranche gegründete Auffanggesellschaft Protektor übertragen werden sollen. Das werde „unverzüglich vorbereitet“. Gleichzeitig erklärte die Mannheimer, dass keine neuen Verträge mehr geschlossen werden.

Die Mannheimer-Gruppe hatte sich an der Börse verspekuliert und benötigte zuletzt 370 Mio. Euro zum Überleben. Ein Rettungsversuch des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) scheiterte am Mittwoch, weil mehr als zehn Prozent seiner Mitglieder – gemessen am Marktanteil – den Plan ablehnten.

Niederlage für GDV-Chef

Für GDV-Chef Bernd Michaels, der schon lange seinen Rückzug für November angekündigt hatte, war das eine herbe Niederlage. Michaels reagierte ruhig. „Ich glaube nicht, dass der GDV durch die Vorgänge geschwächt ist“, sagte er der FTD. Auch die Argumente der Rettungsgegner seien nicht einfach unsinnig.

Jetzt müssen 340 000 Verträge und die entsprechenden Kapitalanlagen von der Mannheimer auf Protektor übertragen werden. Danach wird die leere Hülle Mannheimer Leben möglicherweise in die Insolvenz gehen, wenn es noch Forderungen gegen sie gibt – zum Beispiel Pensionsansprüche.

In der Branche wird nicht ausgeschlossen, dass weitere Lebensversicherer wegen hoher Börsenverluste in Not geraten – Gerling ist schon in einer schwierigen Lage. Das muss aber nicht immer zur Pleite führen, viele haben finanzstarke Mutterkonzerne.

Protektor unfertig

Zurzeit besteht Protektor nur aus den Vorständen Günter Bost – Geschäftsführer der Lebens-Abteilung beim GDV – und José Ferrer, Ex-Vorstand der Hamburg-Mannheimer. Für die Übernahme des Mannheimer-Bestands will Protektor mit der Mannheimer Leben oder einem Insolvenzverwalter einen Dienstleistungsvertrag schließen und die Computeranlagen sowie 50 bis 70 Prozent der Mitarbeiter übernehmen. Die Verwaltung soll vor Ort bleiben.

Die Zukunft anderer Konzernteile ist ungeklärt. Für die Mannheimer Krankenversicherung gebe es eine Auffanglösung, erklärte der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV). „Für den Fall, dass die Mannheimer Kranken über die Holding Schwierigkeiten bekommt, wird die Branche das Problem auf jeden Fall lösen“, sagte PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach. Alle Ansprüche der Kunden würden erfüllt, kein Cent ihrer Altersrückstellungen gehe verloren.

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Quelle: Financial Times Deutschland

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