AWC macht Bogen um den US-Markt

Auslands-Krankenversicherer der Allianz stellt für 2003 schwarze Zahlen in Aussicht

Von Ilse Schlingensiepen und Herbert Fromme, Köln Die Allianz Worldwide Care (AWC) hat die geplante Expansion auf den US-Markt verschoben. Das junge Unternehmen ist spezialisiert auf die Krankenversicherung im Ausland eingesetzter Arbeitnehmer. Vorerst beschränkt sich AWC auf Kunden in Europa. „Die USA sind ein sehr komplizierter Markt“, sagte Vorstandschef Ron Buchan im Interview mit der FTD.

Die bürokratischen Schwierigkeiten durch die föderale Gesetzgebung sind sehr groß, vor allem aber nimmt seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die Zahl der im Ausland tätigen US-Amerikaner kontinuierlich ab. Allerdings soll die Absage nicht von Dauer sein. „Die USA bleiben ein Markt, den wir im Auge behalten müssen“, sagte Buchan.

AWC ging am 1. Mai 2000 in Dublin an den Start. Im laufenden Jahr will der Versicherer erstmals schwarze Zahlen schreiben. AWC deckt für Großunternehmen das Krankheitsrisiko von Mitarbeitern ab, die außerhalb des Mutterlands eingesetzt werden, so genannte Expatriates. Zum Angebot gehören nicht nur der reine Versicherungsschutz, sondern auch die Unterstützung und Beratung im Krankheitsfall.

„Wir haben inzwischen rund 200 Firmenkunden und 35 000 versicherte Mitarbeiter“, sagte Buchan. Dazu zählen Volkswagen, Adidas-Salomon und Metro. „Mit der Qualität unserer Kundenstruktur sind wir sehr zufrieden“, so Buchan. Im Jahr 2002 verbuchte AWC Prämien von 42 Mio. Euro, dieses Jahr sollen es 55 bis 60 Mio. Euro werden. „Für einen solchen Nischenmarkt sind wir damit sehr zufrieden.“ Für das Jahr 2005 erwartet der AWC-Chef ein Volumen von 80 bis 100 Mio. Euro. Der Allianz-Konzern habe bisher weniger als 10 Mio.Euro in das Unternehmen gesteckt.

Auch die Schaden-und-Kosten-Quote, also das Verhältnis von Schäden und Kosten zu den Prämieneinnahmen, sei zufrieden stellend, berichtete er. In den vergangenen beiden Jahren habe sie noch „knapp über 100 Prozent“ gelegen, 2003 will er die 100-Prozent-Marke erreichen. Wie alle Krankenversicherer hat auch AWC mit der überdurchschnittlichen Kostenentwicklung im Gesundheitswesen zu kämpfen. „Die medizinische Inflation läuft der allgemeinen davon“, sagte Buchan. Am ausgeprägtesten sei diese Entwicklung in den USA, wo viele Mitarbeiter europäischer AWC-Kunden beschäftigt sind. „Deutschland liegt dagegen am unteren Ende dieser Skala“, sagte Buchan.

Hauptmarkt für AWC ist Großbritannien, wo es für die Expatriates-Krankenversicherung einen etablierten Markt gibt. Die zweitwichtigste Region ist Deutschland. Hier verläuft das Geschäft deutlich anders. „Man muss vielen Kunden erst das Produkt erklären und sie davon überzeugen, dass sie es brauchen.“ Auch deutsche Krankenversicherer wie die DKV, die Hallesche und die Continentale sind in diesem Segment aktiv. In Großbritannien nahm AWC im vergangenen Jahr 21 Mio. Euro ein, in Deutschland 16 Mio.Euro und in Frankreich 8 Mio. Euro.

Langfristig plant der Versicherer, den Kunden noch weitere Produkte anzubieten. „Wir denken etwa an Lebensversicherungen für Expatriates“, sagte Buchan. Dabei werde man dann mit der Allianz Lebensversicherung zusammenarbeiten.

Zitat:

„Die medizinische Inflation läuft der allgemeinen Inflation davon“ – Ron Buchan, Chef der Allianz Worldwide Care.

Quelle: Financial Times Deutschland

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