Zulieferer der Werften verlagern Produktion verstärkt nach Asien

Bedeutungsverlust deutscher Schiffbauer zeigt Folgen

Die schrumpfende Bedeutung deutscher und europäischer Werften im weltweiten Schiffbau zwingt die Zulieferer der Branche aus Deutschland zunehmend ins weiter entfernte Ausland. Die asiatischen Werften, vor allem in Japan, Korea und China, wollen ihre Lieferanten für Motoren, Winden, Pumpen und Elektronik vor Ort haben und nicht in Europa. „Schon heute erzielen die Unternehmen zwei Drittel ihres Umsatzes mit Aufträgen aus dem Ausland“, sagte Frank Schubert, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau-und Offshore-Zulieferindustrie im Maschinenbauerverband VDMA gestern in Hamburg.

Die Schiffbau-Zulieferer erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 8 Mrd. Euro. In Deutschland beschäftigen die Unternehmen 70 000 Menschen. Diese Zahl wolle man konstant halten, sagte Schubert. In einigen Bereichen fehle es sogar an qualifizierten Ingenieuren.

Derzeit produziert noch rund die Hälfte der Betriebe ausschließlich in Deutschland. Nur 15 Prozent des Gesamtumsatzes stammen aus ausländischen Produktionsstätten. Jeder dritte Schiffbau-Zulieferer erwartet aber schon für das laufende Jahr einen deutlichen Anstieg des Auslandsanteils.

Schwierig wird die nahe Zukunft für alle, die im Kreuzfahrt-Schiffbau tätig sind, sagte Wilfried Hensel vom Elektronikhersteller STN Atlas Marine Electronics voraus. Das liegt nicht nur daran, dass seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 kaum neue Schiffe bestellt wurden. Die Fusion des US-Kreuzfahrtkonzerns Carnival Cruises mit dem britischen Konkurrenten P&O Princess sei schlecht für deutsche Werften und Zulieferer. „Carnival hat generell Vorbehalte gegen Deutsches.“ Allein für die Elektronikproduzenten bedeute jedes Schiff, das beim deutschen Kreuzfahrtschiff-Spezialisten Meyer Werft gebaut wird, einen Umsatz von 40 bis 50 Mio. $.

Bei Containerschiffen, die vor allem in Asien vom Stapel laufen, haben deutsche Zulieferer dagegen weiterhin eine starke Position. Zwar entstehen auch in diesen Schiffbau-Ländern eigene Zulieferindustrien, die den Wettbewerb über niedrige Preise anheizen. Die Deutschen könnten aber mit Systemlösungen überzeugen, berichtete der Branchenverband.

„Wir müssen uns verstärkt um die Endkunden, also die Reeder kümmern“, sagte Gerhard Erb von Raytheon Marine. Sie seien eher an den Gesamtkosten und damit auch an Qualität und Service interessiert, während die Werften nur auf den Einkaufspreis schielten.

Zitat:

„Zwei Drittel des Umsatzes kommen aus dem Ausland“ – Frank Schubert, Funktionär beim VDMA.

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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