Zurich Financial kommt mit Sanierung voran

Konzentration auf das Kerngeschäft des Finanzkonzerns beginnt zu wirken · Hoher Verlust bei Tochter Centre

Von Herbert Fromme, Köln Der Schweizer Finanzkonzern hat seinen Gewinn im ersten Halbjahr deutlich auf 701 Mio. $ gesteigert. Im Vergleichs-Zeitraum des Vorjahres war noch ein Verlust von 2,03 Mrd. $ angefallen.

Damit beginnt sich der Befreiungsschlag des neuen Konzernchefs James Schiro auszuzahlen. Schiro wagte 2002 den radikalen Kehraus in der Bilanz des Versicherungsgruppe: Er bildete hohe Reserven für Altlasten wie Asbest-und Umweltschäden und nahm zudem Abschreibungen in Höhe von 956 Mio. $ auf Wertpapiere vor.

Der seit Mai 2002 amtierende Vorstandsvorsitzende, der damals die Nachfolge des umstrittenen Konzernlenkers Rolf Hüppi antrat, musste deshalb für das vergangene Jahr einen Rekordverlust von 3,4 Mrd. $ melden.

EuroJetzt kann er die erste Ernte einfahren: Weil die Gruppe in den ersten sechs Monaten 2003 naturgemäß deutlich geringere Belastungen verdauen musste und weil sich die Märkte positiv entwickelten, konnte er den hohen Gewinn vorweisen.

Das Zwischenergebnis hatte jedoch einen deutlichen Schönheitsfehler: Der Spezialrück-und Finanzversicherer Centre vergällte vielen Investoren die Freude an der Ergebnisverbesserung. Centre zeigte hohe Verluste aus Verbriefungen und Finanzdeals, die Mutter musste 474 Mio. $ einschießen.

An den Märkten hieß es, die Investoren fürchteten nun weitere schwarze Löcher bei der Zurich: Die Aktie verlor darauf gestern kräftig um 6,1 Prozent auf 172,75 Franken.

Schiro hat zumindest in Teilen des Konzerns die Ankündigungen wahr gemacht, ein radikales Sparprogramm durchzusetzen sowie die Gruppe auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. „Wir wollen unrentable Geschäftsbereiche entweder verlassen oder nachhaltig verbessern“, sagte er. Das Unternehmen konzentriert sich jetzt vor allem auf das Schaden-und Unfallgeschäft.

In der Lebensversicherung tritt die Zurich den Rückzug auf wenige Kernmärkte an, darunter Deutschland, wo der Konzern von der Deutschen Bank den Deutschen Herold übernommen hat. In anderen Ländern wird dagegen verkauft. „Die jüngsten Veräußerungen von Lebensversicherern sind wichtige Schritte, um die Aktivitäten in diesem Bereich auf eine solide Grundlage zu stellen“, sagte Schiro.

Die Gruppe ist gerade dabei, Lebensversicherer in den USA und Großbritannien sowie den Londoner Asset Manager Threadneedle zu veräußern. Auch Zurich Capital Markets und die niederländische Tochter werden abgegeben. Damit setzt Schiro insgesamt 1 Mrd. $ an Risikokapital frei und nimmt 1,4 Mrd. $ ein. Aus drei früheren Deals kamen schon 240 Mio. $ in die Kasse.

Auch bei der Problemtochter Centre wird aufgeräumt. Vor allem die Verbriefungsgeschäfte will Schiro einstellen, bereits in Abwicklung befindliche Portefeuilles verkaufen. Künftig wird sich der Spezialitätenanbieter nur noch auf Schadenpolicen konzentrieren.

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James Schiro, seit 2002 Chef bei Zurich Financial Services, gestern beim Pressegespräch. Er setzt auf die Kerngeschäfte und auf ein Sparprogramm – AP/Keystone/Dorothea Mueller.

Quelle: Financial Times Deutschland

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