Gerling verordnet sich Konzernumbau

Vertriebsgesellschaften und Kapitalanlage-Management werden an Töchter übertragen · Kapitalerhöhung praktisch gesichert

Von Herbert Fromme, Köln Mit einer weitreichenden Strukturänderung gibt der angeschlagene Gerling-Konzern seinen operativen Gesellschaften Gerling-Konzern Allgemeine (GKA) und Gerling-Konzern Leben (GKL) mehr Selbstständigkeit.

Nach FTD-Informationen kommt der Aufsichtsrat der GKA heute zusammen, um über die Änderungen zu beschließen. Morgen treffen sich die GKL-Aufseher. Ende September muss noch der Aufsichtsrat der Konzernholding zustimmen. Die Holding gehört zu 94 Prozent Rolf Gerling und zu sechs Prozent dem Aufsichtsratschef Joachim Theye.

Die Kontrolle über Vertrieb und Kapitalanlage-Management wird von der Holding auf die operativen Töchter übertragen. Die graduelle Loslösung von der Mutter könnte einer weiteren Verbesserung des Ratings der beiden Gesellschaften dienen, hofft die Kölner Konzernspitze. Selbst nach der Verbesserung der Bonitätseinschätzung auf „BBB-“ vor wenigen Wochen sind GKA und GKL im Industriegeschäft in Deutschland nur knapp geschäftsfähig, in Auslandsmärkten wie London kaum noch.

Die Änderungen betreffen drei Firmen. Die Gerling Industrie-Service, die den Vertrieb im Industriegeschäft für die Schaden-und Unfallversicherung organisiert, wird von der Konzernholding zu 100 Prozent als Sacheinlage in die GKA eingebracht. Die Gerling-Konzern Gesellschaft für Vermögens-Management, die für die Kapitalanlagen der Gruppe zuständig ist, geht an den Lebensversicherer GKL. Die Vertriebsorganisation für Firmen-und Privatkunden wird auf GKA und GKL aufgeteilt.

Die Änderungen helfen dem Konzern bei der Kapitalerhöhung für die GKA, mit der er mindestens 150 Mio. Euro von der deutschen Industrie einsammeln will. Bisher liegen sogar Zusagen über 160 Mio. Euro vor, heißt es. „Unsere neuen Aktionäre brauchen die Sicherheit, dass die Holding nicht einfach mit dem Vertrieb machen kann, was sie will“, sagte ein Insider der FTD. Die Kapitalerhöhung soll bis Mitte Oktober abgeschlossen sein. Dann gehört den neuen Aktionären rund 30 Prozent der GKA.

Mit Umstrukturierung und Kapitalerhöhung haben die Gerling-Gesellschaften einen weiteren Schritt in Richtung Rettung gemacht. Ob sie die schwere Krise, die in erster Linie durch hohe Verluste des konzerneigenen Rückversicherers entstanden ist, wirklich überwunden haben, wird sich aber erst in den Vertragserneuerungen für 2004 zeigen.

Große Hoffnungen setzt das Gerling-Management auf den bisherigen Generalbevollmächtigten Karl-Gerhard Metzner, der als neuer GKA-Vorstand für das Transportgeschäft diesen Markt für Gerling stabilisieren soll. Metzner ersetzt Frank Grund, der zum 1. Juli die GKA verlassen hat.

Fortschritte meldet Gerling auch bei der Zerlegung des angeschlagenen Rückversicherers, der sein Hauptgeschäft eingestellt hat. Die profitable Lebens-Rückversicherung, die bereits in eine separate Firma ausgegründet wurde, wird jetzt bei der VHV-Versicherungsgruppe in Hannover geparkt. Gerling-Rück-Chef Achim Kann ist Aufsichtsratsvorsitzender der VHV. Sie übernimmt treuhänderisch den Rückversicherer, der in Revios Rückversicherung umbenannt wird. Mittelfristig soll die Revios Rück verkauft oder an die Börse gebracht werden. Das Unternehmen erwartet in den nächsten Tagen ein positives Rating.

Zitat:

„Unsere neuen Aktionäre brauchen Sicherheit“ – Gerling-Insider.

Quelle: Financial Times Deutschland

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