Bermuda und London schauen begehrlich nach Deutschland

Versicherer wollen an hohen Preisen partizipieren

Von Herbert Fromme Die hohen Preise für Industriegeschäft und Rückversicherungsdeckungen auf dem deutschen Markt und in den Nachbarländern sind attraktiv für Anbieter aus Bermuda und London. Sie verstärken ihre Präsenz in der Region kräftig. So hat der im Oktober 2001 von großen US-Maklern, Banken und Anlegern gegründete Bermuda-Rückversicherer Axis eine neue Einheit in Zürich gegründet. Axis Re Europe soll künftig europäischen Erstversicherern Rückdeckungen anbieten. Chef wurde der langjährige Frankona-Rück-Manager Karl Mayr. Als hochkarätigen Neuzugang konnte er jetzt den früheren Gerling-Rück-Vorstand Stephan Knipper gewinnen.

Deutsche Erstversicherer, die sich gegen Großschäden absichern wollen, haben jetzt zu Münchener Rück, Swiss Re oder General Re eine Alternative. „Wir füllen ein Vakuum“, sagte Michael Butt, Chairman der Obergesellschaft Axis Capital.

Axis wurde kurz nach dem 11. September 2001 mit einer Kapitalausstattung von 1,7 Mrd. $ auf Initiative des Maklerunternehmens Marsh gegründet. Der Grundgedanke, wie bei allen Bermuda-Versicherungsgründungen: Nach einer Katastrophe wie dem Terrorüberfall auf das World Trade Center steigen die Preise für Versicherungsschutz kräftig an. Eine Neugründung hat gegenüber den alten Gesellschaften den Vorteil, dass sie keine Altlasten hat – also nicht noch Reserven für Asbest-und Umweltschäden oder das World Trade Center stärken muss. Nach Bermuda sind die Gründer aus steuerlichen Gründen gegangen.

Axis ist nicht allein. XL Capital hat gerade die vollständige Übernahme der Les Mutuelles du Mans Assurances abgeschlossen. Le Mans Re heißt jetzt XL Re. XL wurde 1986 von 68 Industriekonzernen gegründet, weil sie im normalen Markt kaum noch Haftpflichtschutz fanden. Wie Axis ist XL nicht nur als Rückversicherer tätig, sondern deckt große Industrierisiken auch direkt ab. 2001 übernahm XL Capital Winterthur International, den Industrieversicherer der Winterthur-Gruppe, Teil der Credit Suisse.

Auch der Versicherungsmarkt Lloyd’s of London unternimmt einen neuen Anlauf in Deutschland. „Wir haben uns in der Vergangenheit nicht ausreichend um Deutschland gekümmert“, sagte Lord Peter Levene, Vorsitzender des ältesten Versicherungsmarktes der Welt. „Jetzt ist genau die richtige Zeit. Lloyd’s ist sehr stark, und in Deutschland gibt es Bedarf.“ Levene will die Bekanntheit des Namens Lloyd’s nutzen. „Außerdem werden wir betonen, dass Lloyd’s seit 300 Jahren noch keinen einzigen berechtigen Versicherungsanspruch nicht bezahlt hat.“

Zitat:

„Wir füllen in Deutschland ein Vakuum“ – Michael Butt, Chef der Axis Capital.

Quelle: Financial Times Deutschland

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