Kreditversicherer Euler Hermes mit düsterer Prognose

Von Ilse Schlingensiepen, Köln Es wird noch dauern, bis sich die konjunkturelle Erholung in Deutschland auch in den Insolvenzzahlen niederschlägt. Nach der jüngsten Prognose der Euler Hermes Kreditversicherung wird es nach einem Anstieg im Jahr 2003 auch 2004 erneut eine deutliche Zunahme bei den Firmenpleiten geben. „Wir bewegen uns beim gewerblichen Ausfallrisiko weiter stetig nach oben“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Versicherers Clemens von Weichs.

Euler Hermes Kredit gehört zur Allianz-Gruppe und ist Marktführer in der internationalen Kreditversicherung. Die in dieser Sparte agierenden Unternehmen versichern Risiken, die durch Insolvenzen bei den Abnehmern der betroffenen Unternehmen entstehen, vor allem durch Forderungsausfall. Die Beobachtung der Kreditwürdigkeit einzelner Unternehmen und internationaler Trends der Zahlungsfähigkeit gehört zum Kerngeschäft der Kreditversicherer.

Euler Hermes erwartet in Deutschland im laufenden Jahr 41 300 Insolvenzen, eine Steigerung um 9,9 Prozent. 2004 werde die Zahl auf 43 000 klettern. „Die Konkurszahlen in Deutschland brechen alle Rekorde“, heißt es in dem Bericht. Von 1992 bis 2002 hätten sich die Insolvenzen verdreifacht. Im ersten Halbjahr 2003 kamen weitere 20 000 hinzu – plus 9 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

In Großbritannien liegt die Zahl der Insolvenzen allerdings noch höher und dürfte 2003 um 11,5 Prozent auf 52 300 wachsen. Für 2004 prognostiziert Euler Hermes weitere 54 600 Firmenpleiten. Nach Angaben des Versicherers entfallen 70 Prozent aller gewerblichen Insolvenzen in Europa auf Großbritannien, Deutschland und Frankreich.

Weniger dramatisch als die Zahl der Pleiten ist in Deutschland die Entwicklung bei den Forderungsausfällen. Wegen zahlreicher Großinsolvenzen summierten sie sich 2002 noch auf 58,1 Mrd. Euro. Für 2003 rechnet Euler Hermes mit einem Rückgang auf 38 Mrd. Euro. Im nächsten Jahr werden es schätzungsweise 40 Mrd. Euro sein. Dieses Niveau sei aber immer noch doppelt so hoch wie in der zweiten Hälfte der 90er Jahre.

Im Baugewerbe gibt es eine leichte Entspannung: hier dürfte die Zahl der Insolvenzen 2003 von 9200 auf 9000 sinken. Ungebremst ist dagegen der Pleiten-Anstieg im Dienstleistungssektor mit 18 300 nach 16 000.

„Anlass zur Besorgnis“ ist nach Einschätzung des Versicherers, dass zunehmend ältere und größere Unternehmen in Schwierigkeiten geraten. Die Zahl der Insolvenzen von Firmen mit über 100 Beschäftigten wuchs 2003 bislang um 40 Prozent.

Quelle: Financial Times Deutschland

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