Frühere Manager verlangen Sicherung der Betriebsrenten · Konzern sieht keine Basis

Von Herbert Fromme, Köln Mindestens sieben frühere Vorstandsmitglieder des Versicherungskonzerns Gerling klagen gegen ihren Ex-Arbeitgeber und verlangen Absicherungen für schon laufende Pensionen. Sie fürchten, dass der in den letzten zwei Jahren stark gebeutelte Versicherer Probleme bekommen könnte, die Betriebsrenten zu zahlen. Eine erste Entscheidung wird für März erwartet. „Wir halten die Klagen für unbegründet“, sagte Gerling-Chefjurist Christoph Ebert.

„Über die Ertrags- und Liquiditätslage der Gerling-Konzernholding kann man sich schon Sorgen machen“, sagte dagegen Rechtsanwalt Horst Kossmann, der die Kläger vertritt. Er verlangt eine Sicherstellung der Pensionsansprüche durch Bürgschaften, Hypotheken oder ähnliche Mittel. Kossmann ist selbst betroffen, er war bis 1977 Vorstand. Außerdem klagen die Ex-Vorstände Günther Heyer, Peter Inderka, Rolf Köberich, Gerhard Luttmer, Dietrich W. Maurice und Reinhard Ochoiski.

Das Unternehmen ist durch Pensionsansprüche von 668 Mio. Euro außergewöhnlich stark belastet. „Der Gerling-Konzern gehört zu rund der Hälfte seinen Rentnern“, spottete ein Manager. Gedeckt sind die Ansprüche der Pensionäre durch die Anteile der Holding an den Tochterunternehmen. Sie stehen mit 1,65 Mrd. Euro in der Bilanz 2002.

Ob dieser Wert weiterhin realistisch ist oder ob der Konzern Abschreibungen vornehmen muss, wird zwischen Wirtschaftsprüfern und Konzernführung diskutiert – Klarheit in dieser Frage wird erst die Vorlage der Bilanz 2003 bringen.

Die Rentenbelastung hat Gerling inzwischen dazu gebracht, die Ansprüche künftiger Generationen zu beschneiden. Rund 5000 Gerling-Mitarbeiter müssen mit Betriebsrenten rechnen, die rund 30 Prozent unter ihren Erwartungen liegen, in Einzelfällen sogar um 50 Prozent. Der Vorstand hat die Maßnahmen mit der hohen Last auf der Gerling-Bilanz begründet, die sich die Gruppe nicht mehr leisten könne.

Für große Verärgerung bei den klagenden Ex-Managern und bei vielen Gerling-Mitarbeitern sorgte eine Sonderlösung für den Gerling-Vorstand und wenige leitende Mitarbeiter, die Anfang 2002 bekannt wurde. Für die Ansprüche dieses Personenkreises kaufte die Gerling-Holding eine Rückdeckung bei dem eigenen Lebensversicherer Gerling-Konzern Leben. Das sei inzwischen rückgängig gemacht worden, sagte ein Gerling-Sprecher.

Ebenfalls rückgängig gemacht wurde die Abtrennung der Pensionsansprüche jetziger und früherer Mitarbeiter des angeschlagenen Rückversicherers Gerling Globale Rück in eine separate Firma. Dafür hatte der Konzern 2002 rund 44 Mio. Euro in bar locker gemacht – und damit den Ex- Managern den Klagegrund geliefert.

Wegen dieser Separierung und des Abzugs von 44 Mio. Euro , so argumentierten sie, seien ihre Ansprüche gegen die Holding unsicherer geworden. Jetzt ist die Absonderung zwar zurückgedreht worden, die Klagen wollen sie aber nicht zurückziehen. „Es geht um die Sicherheit der Pensionen überhaupt“, sagte Kossmann. Sie sei weiterhin beeinträchtigt.

Quelle: Financial Times Deutschland

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