Britischer Versicherer erwägt auch Umwandlung in AG

Von Ilse Schlingensiepen, Köln Bis zum Sommer will der britische Lebensversicherer Standard Life seine weitere strategische Ausrichtung bekannt geben. „Wir prüfen zur Zeit die gesamte Palette der Möglichkeiten, inklusive der Demutualisierung“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Sandy Crombie. Mit Demutualisierung ist eine Umwandlung des größten Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit in Europa in eine Aktiengesellschaft gemeint. Auch die Schließung oder den Verkauf von Geschäftsfeldern wollte Crombie nicht ausschließen, über Kandidaten aber keine Angaben machen. „Wir müssen die Überprüfung erst abschließen.“

Crombie hatte Mitte Januar überraschend den langjährigen Standard-Life-Chef Iain Lumsden abgelöst. Er war nach langen Spekulationen darüber zurückgetreten, ob Standard Life in der Lage sei, die neuen Kapitalanforderungen der britischen Finanzaufsicht zu erfüllen. Das Unternehmen hatte angekündigt, sich kurzfristig 750 Mio. £ über eine Anleihe beschaffen zu wollen.

Nach Angaben von Crombie liegt ein Hauptproblem von Standard Life darin, dass das wichtigste Produkt in der Lebensversicherung den Boden unter den Füßen verliert. Die überschussberechtigen Policen (with-profit policies) machen zur Zeit weniger als 20 Prozent des Neugeschäfts aus, lange Jahre waren es 70 Prozent. Für andere Bereiche wie fondsgebundene Policen, in die Kunden jetzt ausweichen, hat das Unternehmen einen größeren Eigenkapitalbedarf.

Bei seinen Kapitalanlagen hat Standard Life immer den Schwerpunkt auf Aktien gelegt und besonders unter der Börsenkrise gelitten. Am 30. September 2003 lag der Aktienanteil noch bei 59 Prozent. Die Grundsatzentscheidung für einen hohen Aktienanteil halte er nach wie vor für richtig, sagte Crombie.

Die 1996 gegründete deutsche Niederlassung steht nach seinen Angaben für Standard Life im Moment nicht zur Disposition. Von dort kommen 6 Prozent des gesamten Neugeschäfts, sagte Geschäftsführer Bertram Valentin. Die Spekulationen über Standard Life in Großbritannien hätten im deutschen Geschäft bislang zu keinem Einbruch geführt, sagte er. Standard Life hat die Verzinsung in Deutschland für 2004 von 3,5 Prozent auf 3,0 Prozent abgesenkt.

Quelle: Financial Times Deutschland

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