Gothaer sucht Kooperation mit kleinen Versicherungsvereinen

Norddeutsche Feuerversicherer bringen sonstiges Geschäft zum Kölner Partner · Notoperation zeigt positive Langzeitwirkung

Von Herbert Fromme, Köln Was zunächst wie eine reine Rettungsaktion aussah, entpuppt sich für die Versicherungsgruppe Gothaer in Köln als interessanter Einstieg in einen bisher vernachlässigten Markt. Rund 50 örtliche Feuerversicherungs-Vereine in Norddeutschland vermitteln Geschäft, das sie nicht selbst zeichnen, an die Kölner. Dazu gehören Auto-, Lebens- und Krankenversicherungen.

2001 waren die A&O Autoversicherung und ihre Mutter Gegenseitigkeit Oldenburg in Probleme geraten. Die A&O machte hohe Verluste, die Gegenseitigkeit hatte riskantes Rückversicherungsgeschäft gezeichnet und war deshalb vom Schaden am World Trade Center betroffen. Der Verein war vor 134 Jahren von Mühlenbesitzern gegründet worden.

Die Gothaer übernahm die A&O Auto, übertrug den Bestand auf die Gothaer Versicherung und gab der Oldenburger Gesellschaft den neuen Namen A&O Vertrieb. Der Gegenseitigkeit Oldenburg stellte die Gothaer Genussscheinkapital und andere Mittel in Höhe von 1,3 Mio. Euro zur Verfügung. Der Vorstand der Gegenseitigkeit besteht jetzt aus den früheren Gothaer-Managern Gernold Lengert und Rolf-Peter Illigen.

„Das gab uns den Zugang zu anderen Vereinen in Norddeutschland, die Policen der A&O Auto verkauft hatten“, sagte Lengert der FTD. In Norddeutschland gibt es eine sehr rege Landschaft kleiner und kleinster Versicherungsvereine oder Gilden, wie sie in Schleswig-Holstein heißen. Genau 129 Vereine mit 600 000 Mitgliedern und 270 Mio. Euro Beitrag bilden den „Verband der Versicherungsvereine“, darunter etwa der Harsewinkeler Versicherungsverein oder die Neuenbrooker Korngilde. Die Gegenseitigkeit mit ihren 16 Mio. Euro ist vergleichsweise groß. „Manch kleiner Versicherungsverein hat weit unter 1 Mio. Euro Prämieneinnahme und einen Einzelvorstand, der das nebenberuflich und ehrenamtlich macht“, sagte Illigen.

Die Vereine versichern meistens Gebäude in einem Ort oder Ortsteil – oft zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Lengert nennt einen Grund dafür: „Die soziale Kontrolle funktioniert auf dem Dorf noch sehr gut, da gibt es kaum Versicherungsbetrug.“

Die Qualität des Geschäfts, das die Vereine und Gilden an die Gothaer vermitteln, sei auch deshalb gut, sagte Illigen. Die 50 Vertragspartner haben Geschäft mit einer Jahresprämie von 15 Mio. Euro geliefert, dazu kommt der A&O-Altbestand von ebenfalls 15 Mio.Euro. „Es hat sich ausgezahlt, dass die Gothaer die Kooperation mit der Gegenseitigkeit Oldenburg gesucht hat und sie nicht übernehmen wollte“, sagte Lengert.

Quelle: Financial Times Deutschland

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