Axa-Konzernchef kündigt Zukäufe an

Henri de Castries schreckt auch vor Sanierungsfällen nicht zurück · Einsparungen durch Jobverlagerung nach Indien

Von Herbert Fromme, Bordeaux Die Axa-Gruppe will ihren Marktanteil in Deutschland auch durch Zukäufe ausbauen. Das sagte Konzernchef Henri de Castries vor europäischen Journalisten. In der anstehenden Konsolidierung des Marktes sei die Axa nicht nur Zuschauerin. Auf der Basis der Verbesserung des bestehenden Geschäftes seien Übernahmen möglich, sagte de Castries. Dabei habe die Axa keine Angst vor Sanierungsfällen. „Sanieren können wir.“ Der Preis dürfe bei Zukäufen nicht zu hoch sein.

Die Axa ist mit 3,9 Prozent Marktanteil die Nummer sechs im deutschen Lebensversicherungsmarkt, in der Schaden- und Unfallversicherung mit 5,1 Prozent die Nummer drei, so de Castries. Der Konzern ist aus regionalen französischen Versicherungsvereinen hervorgegangen und hat eine fast 20 Jahre dauernde Serie von Übernahmen hinter sich. „Wir haben in Deutschland gigantische Probleme geerbt“, sagte er. Der Axa-Vorgänger Colonia habe zum Teil „sehr schlechtes Geschäft“ in den Büchern gehabt.

Der jetzige Deutschlandchef Claus-Michael Dill habe im Schaden- und Unfallgeschäft in Deutschland die Wende geschafft. In der Lebensversicherung könne das noch fünf bis sieben Jahre dauern. „Man kann auch in Deutschland Geld mit der Lebensversicherung verdienen.“ Dafür brauche man die richtigen Produkte und Vertriebe.

„Wir haben die Branchenkrise schneller und in besserer Verfassung als unsere Konkurrenten überwunden“, sagte de Castries. Die Axa sei nach der Allianz ganz klar die Nummer zwei in Europa. „Wir haben uns immer auf unser Kerngeschäft konzentriert“, sagte er. „Wir haben keine Bank gekauft.“ Das Geschäft sei schwierig genug. „Wer eine zweite Front eröffnet, verliert schließlich sein gesamtes Reich“, sagte er – ein deutlicher Seitenhieb auf die Allianz.

Seit 2001 konzentriert sich der Konzern auf die Konsolidierung. In den letzten Monaten hat de Castries aber begonnen, seine wiedergewonnene Stärke für Zukäufe einzusetzen. Die Axa übernahm gerade den US-Lebensversicherer Mony. Gleichzeitig verkaufte sie Unternehmen in Regionen, die nicht als Kerngebiete gelten. Dazu gehörte die Axa Österreich, die 2003 an die Uniqa abgegeben wurde. „Wir sind in den USA, Asien und Europa mit respektablen Marktanteilen aktiv“, sagte de Castries. In dieser Breite sei kein Konkurrent aufgestellt, auch die Allianz nicht.

De Castries sagte, die massiven Kostensenkungen müssten weitergehen. „Wir müssen uns auf die nächste Delle im Markt vorbereiten.“ Im Jahr 2002 senkte die Axa weltweit die Kosten um 896 Mio. Euro, 2003 waren es 269 Mio. Euro. „Dabei geht es künftig nicht unbedingt um die Senkung des absoluten Betrages, sondern um die Reduzierung der Stückkosten.“

Das Unternehmen baut gerade ein Verwaltungszentrum in Bangalore in Indien auf, obwohl es auf dem indischen Versicherungsmarkt nicht tätig ist. Dort werden Axa-Verträge aus allen englischsprachigen Ländern und aus Japan kostengünstig verarbeitet. „Wir haben Ende 2004 dort 2000 Mitarbeiter und Ende 2005 dann 3000“, sagte de Castries. Für den französischen Markt testet der Konzern gerade ein ähnliches Vorhaben mit einem Verarbeitungszentrum in Marokko.

Für Deutschland gebe es keine ähnlichen Vorhaben, sagte Vorstandsmitglied Claude Brunet, ein früherer Ford-Manager. „Das ist ein Sprachproblem.“ Allerdings suche das Unternehmen bei Softwareentwicklungen in Ländern mit niedrigerem Kostenniveau Alternativen zu deutschen Firmen.

De Castries bekannte sich zum Vertrieb über Vertreter. „Die sind ganz wichtig und eine große Quelle der Stabilität“, sagte er. „Die Vertreter haben dieselben Interessen wie ihre Gesellschaft. Das gibt dem Unternehmen einen besseren Schutz gegen die Auswirkungen einer Krise.“

Im Asset-Management stelle die Axa-Gruppe bisher ihr Licht zu sehr unter den Scheffel. „Wir sind einer der fünf größten Asset-Manager in Europa“, sagte er. Die Axa verwaltete Ende 2003 742 Mrd. Euro, die Allianz kam auf 989 Mrd. Euro. „Wir sind besser aufgestellt als die Allianz“, sagte de Castries. Die Allianz habe große Volumen auf ihre US-Tochter Pimco konzentriert, die sich mit festverzinslichen Papieren befasst. Die Axa sei sehr viel weiter diversifiziert.

Zitat:

„Wir haben die Branchenkrise schneller als die Konkurrenz überwunden“ – Axa-Chef de Castries

Bild(er):

Axa-Konzernchef Henri de Castries will in Deutschland durch Zukäufe stärker wachsen – laif/Juergen Bindrim

Quelle: Financial Times Deutschland

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