ADAC will höheren Versicherungsschutz bei Unfällen durchsetzen

Automobilclub hält die Begrenzung der Deckung auf 50 Mio. Euro für kundenfeindlich · Rückversicherer fürchten zu hohe Belastungen

Von Herbert Fromme, Baden-Baden Der ADAC will die Obergrenze von 50 Mio. Euro, bis zu der Versicherer bei Autounfällen haften, zu Fall bringen. Nach Angaben aus Versicherungskreisen beim Rückversicherungstreffen in Baden-Baden führt der Automobilclub Gespräche mit den beiden Versicherern, deren Policen er verkauft. Dabei soll eine Anhebung der Grenze auf 75 Mio. Euro durchsetzt werden. Das sei angesichts des Großschadens vom 26. August auf der Wiehlbachtalbrücke bei Gummersbach unbedingt nötig. Die Versicherer schätzen diesen Schaden auf rund 33 Mio. Euro. Der Fall zeige, dass Schäden über 50 Mio. Euro sehr wohl möglich seien. Sie würden dann zum Ruin der betreffenden Versicherten führen, fürchtet der ADAC.

Der zur Zürich-Gruppe gehörende Deutsche Herold und die Kravag, die von der R+V kontrolliert wird, suchen zur Zeit nach Möglichkeiten, die vom ADAC gewünschte Erhöhung umzusetzen, hieß es in den Kreisen weiter.

Auch andere Versicherer kritisieren die Beschränkung auf 50 Mio. Euro. Damit stoßen sie auf heftigen Widerstand der Rückversicherer, die bei Millionenschäden meist die Hauptlast tragen. Sie haben die Grenze nach dem Terrorüberfall vom 11. September 2001 eingeführt und sorgen mit „Knebelverträgen“ – so ein Versicherer – für die Durchsetzung. Ohne Rückversicherungsschutz kann es sich kaum ein Erstversicherer leisten, höhere Deckungen anzubieten.

Bis 2001 galt in Deutschland wie immer noch in Frankreich und Belgien die unbegrenzte Haftung der Autoversicherer für alle Schäden, die mit einem Fahrzeug angerichtet werden. Diese Haftung gilt auch für Terrorüberfälle, bei denen ein Wagen eingesetzt wird. Deshalb haben die Rückversicherer nach dem 11. September auf der Einschränkung auf 50 Mio. Euro bestanden. Das gilt allerdings nur für das Neugeschäft.

Der ADAC und die beiden Versicherer spielten die Sache gestern herunter. „Wir diskutieren auch über dieses Thema“, sagte ein Sprecher der Autoclubs. „Es gibt eine gewisse Bewegung im Markt“, sagte Lutz Christian Bauer, Vorstandsmitglied der Zürich Versicherung. Manche Rückversicherer böten schon wieder Deckungen bis 100 Mio. Euro an. „Ich möchte dafür gewappnet sein, wenn die Deckungsgrenze fällt“, sagte er. Das erwartet er für das Jahr 2005.

Der Wiehlbachtalschaden liegt zum größten Teil bei Rückversicherern. Die zur Gothaer gehörende Asstel, die den unfallverursachenden BMW versichert hat, muss maximal 100 000 Euro zahlen. Die Münchener Rück hat dagegen 17 Mio. Euro für den Schaden reserviert, betroffen ist auch die Hannover Rück.

Quelle: Financial Times Deutschland

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