Münchener Rück schwächt Prognose ab

Sturmschäden belasten · Konzern erwartet aber weiter Rekordgewinn · Victoria Leben bekommt 500 Mio. Euro

Von Herbert Fromme, Köln Die Münchener Rück hat ihr Gewinnziel für 2004 nach den großen Sturmschäden in der Karibik, den USA und in Japan leicht revidiert. Bisher hatte Konzernchef Nikolaus von Bomhard 2 Mrd. Euro als Ziel für den Gewinn nach Steuern genannt. „Wir halten bei einem weiter sehr guten Geschäftsverlauf an unserem Ergebnisziel von 2 Mrd. Euro fest, sehen aber nach der Sturmserie nun 1,8 Mrd. Euro als Untergrenze einer Ergebnisbandbreite“, sagte Finanzchef Jörg Schneider in einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des dritten Quartals. „Auch die 1,8 Mrd. Euro wären ein Rekordgewinn.“ 2003 erlitt das Unternehmen vor allem wegen hoher Abschreibungen auf Aktienbestände einen Verlust von 434 Mio. Euro.

Der Konzern muss die immer noch von Aktienverlusten betroffene Tochter Victoria Leben kräftig stützen. Sie erhält von der Zwischenholding Ergo 500 Mio. Euro frisches Kapital. Ergo wiederum bekommt 400 Mio. Euro in Form eines nachrangigen Darlehens von der Konzernmutter Münchener Rück. Nachrangig heißt, dass dieses Darlehen im Fall einer Insolvenz erst nach Verpflichtungen gegenüber anderen Gläubigern bedient wird. Damit hat das Darlehen in den Augen der Rating-Agenturen für Ergo Eigenkapitalcharakter, bindet aber nicht dauerhaft Kapital der Münchener Rück.

Nach Angaben Schneiders kosteten die Stürme den Konzern 550 Mio. Euro. Trotzdem habe die Münchener Rück einen Quartalsgewinn von 365 Mio. Euro erzielt. „Das zeigt die Qualität unseres Geschäfts.“

Ein Wermutstropfen kam von der US-Tochter American Re. Sie musste ihre Reserven für Altlasten aus den Jahren 1997 bis 2001 auch im dritten Quartal erhöhen, diesmal um 103 Mio. $. Im zweiten Quartal waren es bereits 93 Mio. $. Auch in den Vorjahren musste das Unternehmen der fehlerhaften Politik dieser Jahre durch hohe Reservestärkungen Tribut zollen. „Die American Re kann damit aber jetzt aus eigener Kraft fertig werden“, erwartet Schneider.

Der weltgrößte Rückversicherer will weiterhin in erster Linie auf Ertrag und nicht auf Umsatz setzen. Deshalb ist er auch bereit, unprofitables Geschäft und damit Umsatz aufzugeben. In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung nahm der Konzern mit 11,7 Mrd. Euro satte 15,6 Prozent weniger ein als im Vorjahr. Das konnte die Lebens- und Krankenrückversicherung nicht ausgleichen, die gesamten Prämieneinnahmen im Rück-Segment gingen um 8,4 Prozent auf 17,5 Mrd. Euro zurück. Einschließlich der Erstversicherer nahm die Gruppe 28,9 Mrd. Euro ein, 5,6 Prozent weniger.

Schneider glaubt nicht, dass dem Konzern ein ähnlicher Rückgang auch 2005 ins Haus steht. Aber selbst wenn es so wäre, würde das Unternehmen seinen Kurs „Gewinn vor Wachstum“ nicht ändern, sagte er.

Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek rechnet mit einem stabilen Markt für 2005. „Wir gehen von anhaltender Marktdisziplin über alle Sparten und Regionen aus“, sagte er. Die Deckungen gegen Naturkatastrophen – vor allem Stürme und Erdbeben – würden in den wichtigsten Märkten teurer. „Der viel vorhergesagte Trend nach unten spielt in diesem Segment keine Rolle mehr.“ Bei Haftpflichtdeckungen sei der Markt stabil. In der Industrie-Feuer- und der Energieversicherung, die vor allem Produktionsanlagen absichert, gingen die Preise dagegen nach unten. „Wir werden hier reagieren. Wenn die Ratenreduktionen anhalten, werden wir uns aus diesem Geschäft zurückzeichnen“, sagte Jeworrek. In der Luftfahrtversicherung seien Preissenkungen von zehn Prozent festzustellen. „Wir zeichnen uns noch nicht zurück, aber wir kommen an die Grenze.“

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Die Belastungen durch die Sturmschäden wie hier in den USA sind für die Münchener Rück höher, als der weltgrößte Rückversicherer es zunächst erwartet hatte – AP/Richard Graulich; AP/Allen Eyestone; AP/Scott Olson

Quelle: Financial Times Deutschland

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