Sperrung des Suez-Kanals kostet Reeder und Ölbranche Millionen

Tanker blockiert die Hauptwasserstraße in Ägypten

Der Suez-Kanal ist nach einer Havarie auf unbestimmte Zeit für den Schiffsverkehr gesperrt worden. Da die Verbindung zwischen Mittelmeer und Rotem Meer weltweit zu den wichtigsten Wasserstraßen gehört, werden Reedereien und Ölgesellschaften finanzielle Schäden in Millionenhöhe entstehen.

Mehr als 60 Schiffe warteten gestern auf die Weiterfahrt. Seit der Nacht zu Sonntag sitzt der Tanker „Tropic Brilliance“ mit Maschinenschaden im Kanal fest.

„Wir rechnen damit, dass die Passage am späten Dienstagabend wieder freigegeben wird“, sagte ein Sprecher der Osloer Spezial-Schifffahrtsagentur Leth Suez. Zunächst hatten ägyptische Quellen von einer Sperrung von bis zu sieben Tagen gesprochen.

Für die Ölgesellschaften, deren Öl jetzt auf Schiffen vor Port Said oder Suez festsitzt, wird es in jedem Fall teuer. Tanker mit rund 150 000 Tonnen Tragfähigkeit, die gerade noch durch den Kanal passen, kosten rund 75 000 $ Miete pro Tag.

Die größten Tanker wählen allerdings von vornherein den längeren Weg um das Kap der Guten Hoffnung, denn sie sind für den Kanal einfach zu groß.

Dafür fahren die meisten Container-Schiffe auf der Haupt-Route von Asien nach Europa durch den Kanal. So liegt auch ein Frachter der Hamburger Reederei ER Schiffahrt jetzt in Ägypten fest. „Für uns gibt es keine Alternative, wir müssen einfach warten“, so eine Sprecherin. Die Logistiker seien aber ohnehin gewohnt, schnell umzudisponieren, da Wartezeiten an den Hafen-Terminals zunehmend die Fahrpläne der großen Schiffe durcheinander bringen.

Leth Suez rechnen damit, dass die Staus sich recht schnell wieder auflösen, sobald der Kanal freigegeben ist. Die Passage dauert im Normalfall zehn bis zwölf Stunden.

Auch für die Ägypter bedeutet die Sperrung schmerzhafte Einnahme-Ausfälle. Ist die Durchfahrt blockiert, entgehen ihnen pro Tag mehr als 8 Mio. $ Kanalgebühren. Insgesamt erwartet die Kanal-Behörde für 2004 rund 3 Mrd. $ an Einnahmen.

Das Schiffsunglück ist das schwerste im Suez-Kanal seit 1975, als die Wasserstraße nach dem Sechs-Tage-Krieg mit Israel und achtjähriger Sperrung wieder für den Verkehr geöffnet wurde.

Zitat:

„Es gibt keine Alternative, wir müssen einfach abwarten“ – Reederei ER Schiffahrt

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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