Borussia droht Ärger mit der Börse

Wirbel um Verpfändung der Namensrechte an Gerling

Von Tim Bartz, Frankfurt, und Herbert Fromme, Köln Der Börsengang des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund beschäftigt gut vier Jahre nach der Erstnotiz erneut die Deutsche Börse. In seinem Verkaufsprospekt für das so genannte Initial Public Offering (IPO) im Oktober 2000 hatte der finanziell angeschlagene Verein die Anleger zwar darauf hingewiesen, seine Sportartikelmarke „Goool“ für 20 Mio. Euro an den Versicherungskonzern Gerling verkauft und die Nutzungsrechte zurückgeleast zu haben. Allerdings verschwieg die Klubführung, dass sie als Sicherheit für den Vertrag den Vereinsnamen an Gerling verpfändet hat. Wie eine Börsen-Sprecherin der FTD sagte, prüft die Zulassungsstelle der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) derzeit den Sachverhalt.

Borussia droht Horrorszenario

Womöglich hat die Borussia gegen § 44 Börsengesetz verstoßen. Demnach haben geprellte Anleger Anspruch auf Erstattung des Kaufpreises für die Aktien, sofern im Börsenprospekt wesentliche Angaben unrichtig oder unvollständig sind – ein Horrorszenario für die verschuldete Borussia. Obwohl der Verein im Zuge des IPO 130 Mio. Euro eingestrichen hatte, steht er heute so tief in der Kreide wie kein anderer Bundesligist.

Wegbrechende TV-Einnahmen, hohe Spielergehälter und sportlicher Misserfolg haben Deutschlands einzigen börsennotierten Fußballverein in die Krise gestürzt. Bis Saisonende 2003/04 hatte der Klub 118,8 Mio. Euro Schulden angehäuft. Nun setzt der BVB auf ein hartes Sanierungskonzept. Zudem hoffen die Dortmunder auf eine Anleihe des US-Investors Stephen Schechter, um den Rückkauf des Westfalenstadions zu finanzieren. Schechter hatte bereits dem Erzrivalen FC Schalke 04 per Anleihe zu frischem Kapital von 85 Mio. Euro verholfen.

Zu leiden hatten gestern vor allem die ohnehin schwer gebeutelten BVB-Aktionäre: Die BVB-Aktie verlor 6,2 Prozent auf 2,59 Euro. Den Ausgabepreis von 11 Euro hat das Papier seit dem Tag seiner Erstnotiz nicht wieder erreicht. Großaktionär Florian Homm will der Borussia dennoch die Treue halten. „Die aktuelle Entwicklung ändert nichts an unserem Engagement bei der Borussia“, sagte sein Sprecher Guillermo Hernandez der FTD. Homm soll rund elf Prozent der BVB-Aktien halten.

Gerling hüllt sich in Schweigen darüber, was der Konzern mit der Marke Borussia Dortmund anstellen will. „Über die Nutzung eines möglichen Markenwertes wollen wir uns nicht äußern“, sagte ein Sprecher. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ kann Gerling erstmals im Sommer die sofortige Rückzahlung der 20 Mio. Euro fordern – oder über den Vereinsnamen, das -enblem und alle anderen Markenrechte des Klubs verfügen.

BVB weiter in Schwarz-Gelb

Der Vertrag war nach Gerling-Angaben ursprünglich zwischen der Gerling Globale Rückversicherung und dem BVB abgeschlossen worden. Inzwischen befindet sich der Rückversicherer nach hohen Verlusten aus seiner zu ambitionierten Expansion in den USA in der Abwicklung. Der Vertrag und damit die Forderung sei auf eine Konzerngesellschaft bei Gerling übergegangen.

Borussia Dortmund wies in einer Mitteilung darauf hin, dass der Klub und seine Anhänger Vereinsnamen und -emblem weiterhin uneingeschränkt nutzen könnten. „Sie können auch nicht die Vereinsfarben verändern“, sagte Manager Michael Meier der Nachrichtenagentur Reuters.

Quelle: Financial Times Deutschland

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