S&P wirft Globaler Rück Intransparenz vor

Rating-Agentur stellt Bewertung der früheren Gerling Rück ein · Prüfer könnten Gerling-Konzern zu Abschreibungen drängen

Von Herbert Fromme, Köln Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat der in Abwicklung befindlichen Globalen Rückversicherung das Rating von zuletzt „B“ entzogen. Grund sei „der Mangel an Transparenz“ bei dem Unternehmen, das früher Gerling Globale Rück hieß. Globale-Chef Achim Kann gab sich unbeeindruckt. Das Unternehmen habe keinen Wert mehr auf die Beurteilung gelegt. Kann kündigte an, dass der ausgegründete Lebensrückversicherer Revios „innerhalb von vier bis sechs Wochen“ an Finanzinvestoren verkauft werde.

Auch der Gerling-Konzern sieht keine negativen Auswirkungen. „Das berührt uns nicht“, sagte ein Sprecher. Gerling hat 2003 die Globale Rück an zwei kleine GmbHs verkauft, die Achim Kann gehören, und ihm den Kaufpreis von 320 Mio. Euro gestundet. Weil die US-Behörden den Verkauf nicht anerkennen, wurde er juristisch noch nicht vollzogen. Ökonomisch gehöre die Globale Rück aber nicht mehr zum Konzern, heißt es bei Gerling.

In jedem Fall birgt der Rating-Entzug Risiken auch für Gerling. Denn das fehlende Vertrauen der Rating-Agentur könnte dazu beitragen, dass die Wirtschaftsprüfer eine weitere Wertberichtigung der Kaufpreisforderung der Gerling Holding gegen Achim Kann verlangen. 2003 hatte die Holding die Forderung von 320 Mio. Euro auf 260 Mio. Euro abgeschrieben. Außerdem schuldet die Globale Rück der Gerling-Konzern Allgemeinen aus alten Rückversicherungsverträgen noch rund 600 Mio. Euro. Auch hier könnten die Prüfer auf Abschreibungen dringen.

Ratings sind für Rückversicherer eigentlich lebenswichtig. Die Gesellschaften verkaufen ihren Kunden, den Erstversicherern, die Sicherheit, dass sie auch nach 10 oder 20 Jahren im Schadenfall noch zahlen können. Ein finanzschwaches Unternehmen findet wenig Vertrauen.

Bei der Globale sei das anders, sagte Kann. „Wir sind an einem Rating nicht mehr interessiert, wir machen kein Neugeschäft“, sagte er der FTD. Die Globale wolle S&P ihre Liquiditätspläne nicht mehr zeigen. „Ob wir ein Rating haben oder nicht, interessiert auch unsere Kunden mit Altverträgen nicht“, glaubt Kann. Die Abwicklung laufe genau nach Plan. „Wir haben 2003 51 Mio. Euro Gewinn gemacht, 2004 wird das ähnlich sein.“ Eine offene Flanke sei allerdings der mögliche weitere Nachreservierungsbedarf in den USA, wenn die dortigen Behörden die Rückstellungen etwa für Asbest- und Umweltschäden für unzureichend halten. Schon 2004 habe die Globale 80 Mio. Euro nachreservieren müssen.

Die Lebenstochter Revios ist von der S&P-Maßnahme nicht betroffen. Kann hat sie 2003 treuhänderisch auf die VHV-Versicherungsgruppe übertragen, deren Aufsichtsratschef er ist. Zwar stehen der Globale Rück alle Erträge aus Revios zu, sie hat aber keinen Zugriff auf die Kapitalanlagen. Deshalb wird Revios separat bewertet und hat zurzeit ein gutes „A-„.

Quelle: Financial Times Deutschland

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