Versicherer verschärfen Konditionen

Von Herbert Fromme, Köln Zwischen den großen Pharmaherstellern und den Rückversicherern gibt es Krach: Die Rückversicherer wollen schärfere Bedingungen und noch höhere Preise durchsetzen. Die Pharmafirmen wehren sich – manche kaufen überhaupt keine Versicherung außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Deckungen mehr.

Zwar schließen die meisten Hersteller ihre Verträge mit Erstversicherern ab. In Deutschland sind das vor allem Allianz, Gerling, HDI oder Axa. Aber die Erstversicherer geben den größten Teil der Prämie und des Risikos an Rückversicherer weiter. Nach Schätzungen des Weltmarktzweiten Swiss Re tragen die Rückversicherer rund 85 Prozent der Pharmarisiken. Zunehmend bestehen die Rückversicherer deshalb darauf, dass sie bei den Verhandlungen der Erstversicherer mit der Pharmabranche dabei sind oder sogar allein verhandeln.

Die Zahl der Großschäden steigt dramatisch an – Lipobay und Vioxx sind nur zwei Beispiele. Allein für die Schadenregulierung für das Merck-Präparat Vioxx, das Herzinfarkte verursachen soll, haben Versicherer 600 Mio. $ zurückgestellt.

Die Schadeninflation galoppiert. In den 90er Jahren waren 1997 und 1998 mit jeweils vier Schäden über 20 Mio. $ am schadenträchtigsten. Im Jahr 2000 meldete die Pharmabranche schon acht Megaschäden in dieser Höhe, 2001 zehn.

Weltmarktführer Münchener Rück besteht auf höheren Preisen und adäquaten Bedingungen. „Wir haben uns aus der Pharmadeckung nicht zurückgezogen“, sagte ein Sprecher. „Aber was wir decken, hängt von Bedingungen und Preisen ab.“

Deutlicher wird der Rivale Swiss Re. „Wir haben uns aus Pharmarisiken konsequent zurückgezogen“, sagte Vorstandsmitglied Stefan Lippe der FTD. „Dabei ging es nicht nur um die Preise.“ Insgesamt hat Swiss Re 84 Mio. $ Prämie aufgegeben.

Swiss Re will schärfere Meldepflichten durchsetzen: Sobald ein Hersteller Erkenntnisse aus der eigenen Forschung oder Produktbeobachtung gewinnt, es unerwartete Nebenwirkungen gibt, eine Behörde die Überprüfung verlangt oder der Hersteller den Beipackzettel ändert, muss er dies dem Versicherer sofort mitteilen. Das Pharmaunternehmen verliert mit der Meldung automatisch seinen Versicherungsschutz.

Ein Vorstoß, der bei Pharmaunternehmen auf wenig Begeisterung stößt. Beim Arzneimittelhersteller Boehringer Ingelheim ist Swiss Re gescheitert. Das Unternehmen hat eine andere Deckung gekauft. „Wir haben uns mit Swiss Re unterhalten und nicht geeinigt“, sagte Versicherungs-chef Klaus-Ulrich Wiesemann.

Quelle: Financial Times Deutschland

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