Sparkassenversicherer nähern sich an

Die bisher zersplittert arbeitenden öffentlichen Versicherer rücken weiter zusammen. Zwei der größten Gruppen haben jetzt andere Gesellschaften aus dem Lager eingeladen, an weit reichenden Gemeinschaftsprojekten in der Datenverarbeitung und im Asset Management mitzuarbeiten.
„Bei beiden Projekten sind auch andere gefragt. Da wird niemand als Bittsteller empfangen“, sagte Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl, Vorstandschef der Sparkassenversicherung Stuttgart/Wiesbaden. „Ich habe ein gutes Verhältnis zu den Düsseldorfer Kollegen“, sagte er mit Blick auf die Provinzial Düsseldorf. „Ich lade sie ein. Wir können unsere Projekte ausweiten. Da ist die Eigenständigkeit der Unternehmen nicht tangiert.“
Vor zwei Wochen war überraschend bekannt geworden, dass die Sparkassenpräsidenten Rolf Gerlach aus Münster und Heinrich Haasis aus Stuttgart eine weitreichende Kooperation in der Datenverarbeitung sowie der Kapitalanlage zwischen den öffentlichen Versicherern aus Stuttgart und Münster/Kiel angestoßen hatten. Die beiden Provinzial-Versicherer in Münster und Kiel fusionieren zurzeit zur Provinzial Nordwest.
Zusammen sind die öffentlichen Versicherer, die den Sparkassen gehören, der zweitgrößte Block im deutschen Versicherungsmarkt. Sie arbeiten allerdings regional zersplittert. Erst in letzter Zeit gibt es Tendenzen zu größeren Einheiten. Dabei blieb Düsseldorf außen vor, die rheinischen Sparkassen konnten sich nicht mit den Westfalen einigen.
Wolff von der Sahl glaubt nicht, dass die enge Kooperation mit Münster/Kiel in zwei zentralen Feldern zu einem raschen vollständigen Zusammengehen der Gruppen führt. „Münster und Kiel haben noch nicht fusioniert, wir sind mitten drin“, sagte er. „Wenn man dann noch eine Großfusion hinterherschiebt, zerschießt man alle Erfolge. Das gilt sowohl für die wirtschaftlichen Ziele als auch für die Mitarbeiter.“
Die Kooperation mit Münster/Kiel soll bis Juli geprüft sein. Es gehe nicht so sehr um das Ob, sondern um das Wie – es sei denn, ein unerwartetes großes Hindernis tue sich auf.
„Ich erwarte allein in der Datenverarbeitung langfristig ein Einsparvolumen von 15 bis 20 Mio. Euro jährlich“, sagte Wolff von der Sahl. Gemeinsame Grundlage bilden die neuen IT-Systeme der Sparkassenversicherung, die dort gerade eingeführt werden. Das Asset Management der beiden Gruppen wird künftig in Münster gebündelt. Dabei geht es nicht um Kostensenkung, sondern Markteinfluss. „Mit 34 Mrd. Euro steht man anders da als mit 18 Mrd. Euro.“
Die langjährige Kooperation mit der Versicherungskammer Bayern beim Betrieb von Rechenzentren und in der Industrieversicherung will er nicht beenden. Im Gegenteil: „Ich habe großes Interesse daran, unsere Rechenzentrumstochter Gavi auf eine breitere Basis zu stellen.“
Der 2004 vollzogene Zusammenschluss von Stuttgart und Wiesbaden verlaufe ausgezeichnet, sagte Wolff von der Sahl. Trotz der hohen Fusionskosten, die alle 2004 gebucht wurden, sei entgegen der Planung in dem Jahr noch ein Gewinn gemacht worden. „Ohne die Sonderkosten hatten wir ein sehr erfolgreiches Jahr.“ Allein das Neugeschäft in der Lebensversicherung stieg um 83 Prozent. Rund 90 Prozent der Policen verkaufen die Sparkassen.

Quelle: Financial Times Deutschland

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