BaFin prüft Finanzdeals der Kölnischen Rück

Die Finanzaufsicht BaFin hat die Finanzrückversicherungsverträge der Kölnischen Rück ins Visier genommen. Damit reagiert die deutsche Aufsicht erstmals mit eigenen Untersuchungen auf Ermittlungen und Prozesse in den USA und Australien gegen Versicherungskonzerne und Rückversicherer wegen des Vorwurfs der Bilanzfälschung. Zwar haben mehrere deutsche Gesellschaften Vorladungen und Auskunftsersuchen von US-Behörden erhalten, darunter Münchener Rück und Hannover Rück. BaFin-Aktivitäten in dieser Frage waren bisher aber nicht bekannt. Im Extremfall könnte die BaFin der Kölnischen Rück die untersuchten Geschäfte verbieten.
Vorstandschef Peter Lütke-Bornefeld bestätigte, dass neben der deutschen auch die irische Aufsicht Anfragen an die Kölnische Rück gestellt habe. Einzelheiten wollte er nicht nennen. Das Unternehmen sei nicht beschuldigt. „Wir arbeiten mit den Behörden in vollem Umfang zusammen“, sagte Lütke-Bornefeld.
Das Unternehmen gehört zur Rückversicherungsgruppe Gen Re und damit zum Finanzkonzern Berkshire Hathaway, der von dem legendären US-Investor Warren Buffett kontrolliert wird. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer und die US-Börsenaufsicht SEC werfen dem führenden US-Versicherer AIG vor, unter anderem durch unzulässig verbuchte Finanzrückversicherungsgeschäfte mit der Gen Re seine Bilanzen geschönt zu haben. AIG-Vorstandschef Maurice Greenberg gab daraufhin seinen Posten auf.
In den Auskunftsersuchen der deutschen und irischen Finanzaufsicht spielt auch der Skandal um den Zusammenbruch der australischen Versicherungsgruppe HIH eine große Rolle. Gen Re hatte vor sieben Jahren mit dem angeschlagenen australischen Versicherer FAI einen nach außen hin normalen Rückversicherungsvertrag abgeschlossen. Heimlich erhielt Gen Re aber Garantien von FAI, die das Risiko für den Rückversicherer praktisch auf null senkten. Durch den Deal konnte FAI einen Scheingewinn von 8 Mio. australischen Dollar für das Jahr 1997/98 zeigen. Sonst wäre der Versicherer mit 50 Mio. $ in den roten Zahlen gelandet. Auf Grundlage dieses Gewinns wurde FAI an HIH verkauft und trug zu dessen Kollaps bei.
Die australische Finanzaufsicht verhängte im Oktober 2004 ein Arbeitsverbot gegen sechs Gen-Re-Manager. Lütke-Bornefeld bestätigte, dass auch zwei Mitarbeiter der Cologne Re in Dublin betroffen sind. Einer habe den Konzern inzwischen verlassen. Praktisch spiele die Finanzrückversicherung heute kaum noch eine Rolle für die Kölnische Rück.
Finanzverträge sind darlehensähnliche Transaktionen, mit denen Versicherer mit Hilfe eines Rückversicherers Verluste über die Zeit strecken oder Schadenreserven freisetzen können. Diese Verträge sind nicht illegal. Sie müssen aber ein bestimmtes Element des Risikotransfers enthalten. Sonst gelten sie als Darlehen und können nicht ergebniswirksam verbucht werden.
Die Untersuchungen überschatten einen positiven Ergebnistrend der Kölnischen Rück: Nach einem Verlust von 87 Mio. Euro im Jahr 2003 erzielte die Gruppe 2004 einen Gewinn von 55 Mio. Euro. Allein in der Lebens- und Kranken-Rückversicherung verdiente das Unternehmen 53 Mio. Euro.
Die Prämieneinnahmen sanken weiter um 5,9 Prozent auf 3,41 Mrd. Euro, im Vorjahr waren sie um 17,9 Prozent zurückgegangen. Von dem Minus im Jahr 2004 stammten vier Prozentpunkte aus Währungsfaktoren. In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung fielen die Beitragseinnahmen sogar um 15,3 Prozent auf 1,20 Mrd. Euro – 2002 lagen sie noch bei 1,86 Mrd. Euro. Lütke-Bornefeld sagte, der Rückgang beruhe zum Teil auf der Umorganisation von Geschäftseinheiten im Gen-Re-Konzern. „Der reine Abrieb im Jahr 2004 war fünf bis sechs Prozent“, sagte er. Die Zeichnungsrichtlinien des Gen-Re-Konzerns seien eindeutig auf die Aufgabe von verlustbringendem Geschäft gerichtet. Auch bei den Kapitalanlagen ist das Unternehmen sehr vorsichtig geworden. Nur noch 35 Mio. Euro werden in Aktien gehalten. Insgesamt ging der Kapitalanlagebestand von 6,71 Mrd. Euro auf 6,27 Mrd. Euro zurück, das Ergebnis von 413 Mio. Euro auf 285 Mio. Euro. Ein höheres Engagement in Aktien koste sehr viel Eigenkapital, sagte Lütke-Bornefeld.

Quelle: Financial Times Deutschland

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