US-Aufsicht erhebt schwere Vorwürfe gegen Gen Re

Spitzenmanager des Rückversicherers General Re haben nach Ansicht der US-Börsenaufsicht seit dem Jahr 2000 gewusst, dass der Geschäftspartner American International Group (AIG) zwei als Rückversicherungsabkommen getarnte Finanzverträge mit Gen Re zur Bilanzfälschung nutzen würde. Das geht aus der Klageschrift der Aufsicht SEC gegen den früheren Gen-Re-Manager John Houldsworth hervor. Gen Re ist Teil von Berkshire Hathaway.
Houldsworth war von 1990 bis 2001 Chef der Cologne Re Dublin, die zur Kölnischen Rück und damit zur Gen Re gehört. Er spielte eine zentrale Rolle in dem Scheingeschäft zwischen AIG und Gen Re, mit dem der Versicherer auf Sorgen von Analysten und Anlegern über reduzierte Reserven reagierte. Anfang der Woche hatte Houldsworth zugegeben, eine Verschwörung zum Zweck der Bilanzfälschung bei AIG gebildet zu haben. Gleichzeitig steht er als Kronzeuge zur Verfügung.
Aus der Klageschrift geht hervor, dass zumindest Houldsworth, die damalige Gen-Re-Finanzchefin Elizabeth Monrad und der Manager Richard Napier wussten, dass es AIG nicht um einen tatsächlichen Rückversicherungsvertrag ging. Dabei zitiert die SEC auch Protokolle von Telefongesprächen. Am 14. November 2000 sagte Houldsworth zu Monrad: „Wie Sie schon sagten, wenn sie (AIG) genügend unter Druck sind, werden sie schon eine Möglichkeit finden, ihre Bilanzen zu frisieren (cook the books).“ Monrad lachte. „Das ist kein Problem, das ist ihre Sache“, sagte Houldsworth weiter. „Wir werden ihnen nicht allzu sehr dabei helfen. Wir tun nichts Illegales.“ Am nächsten Tag sagte Houldsworth zu Monrad: „Es gibt keinen Risikotransfer. Wie Sie wissen, wird es überhaupt keine Zahlungen geben.“ Das ganze Geschäft über 500 Mio. $ wurde als reine Bilanzmaßnahme vollzogen, bis auf kleine Zahlungen von 10 Mio. $ von Gen Re an AIG und die Rückzahlung plus 5 Mio. $ Gebühr von AIG an Gen Re.
„Wie Houldsworth und andere bei Gen Re erwarteten, buchte AIG die Verträge als tatsächliche Rückversicherungsverträge“, so die SEC in der Klageschrift. „Alle Beteiligten wussten oder nahmen grob fahrlässig hin, dass es keinen Risikotransfer gab und die Transaktionen keinerlei wirtschaftliche Substanz hatten“, so die SEC. Dadurch habe der Versicherer seine Reserven höher dargestellt als sie waren. „AIG hatte ein gutes erstes Quartal“, erklärte der damalige AIG-Chef Maurice Greenberg am 26. April 2001. „Wir haben die Schadenreserven um 63 Mio. $ Eurogestärkt.“ Analysten reagierten positiv. In Wirklichkeit waren die Reserven 500 Mio. $ niedriger, so die SEC, die „Stärkung“ war allein Folge des Scheingeschäfts.

Quelle: Financial Times Deutschland

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