„Katrina“ kostet Münchener Rück 1,6 Mrd. Euro

Unternehmen verdoppelt Schadensschätzung für Wirbelsturm · Ergebnisprognose wird dennoch beibehalten

Von Herbert Fromme, Köln Die Münchener Rückversicherung hat zum dritten Mal ihre Schätzung zum Schaden durch den Wirbelsturm „Katrina“ deutlich erhöht. Sie hält aber wegen starker Sondergewinne aus Anlageverkäufen am Gewinnziel von rund 2,6 Mrd. Euro fest.

Gestern teilte das Unternehmen mit, dass „Katrina“ den Konzern etwas über 1,6 Mrd. Euro gekostet hat. „Das sind 815 Mio.Euro Euro mehr als bisher geschätzt“, sagte ein Sprecher. Die Zahlen beziehen sich auf den Nettoschaden – nach Erstattungen durch andere Rückversicherer, aber vor dem Effekt der verminderten Gewinnsteuern. Den gesamten versicherten Schaden schätzt die Münchener Rück jetzt auf 45 Mrd. Euro, die volkswirtschaftliche Belastung auf 125 Mrd. $.

Direkt nach dem Ereignis Anfang September hatte der zweitgrößte Rückversicherer der Welt einen erwarteten Schaden von 400 Mio. Euro brutto angegeben, also vor Erstattungen durch andere Rückversicherer. Am 28. September revidierte das Unternehmen die Zahl und nannte einen Bruttoschaden von 1,1 Mrd. Euro bis 1,3 Mrd.Euro als wahrscheinlich. Bei der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal gab der Konzern einen Nettoschaden von 800 Mio. Euro nur für „Katrina“ an. Jetzt ist er bei 1,6 Mrd. Euro angekommen. Für alle Stürme zusammen ergibt sich ein Nettoschaden von 2,3 Mrd. Euro. Darin sind 600 Mio. Euro Euro für noch nicht gemeldete Schäden enthalten.

Der Sprecher begründete die häppchenweise Veröffentlichung der schlechten Nachricht mit den besonderen Umständen. „New Orleans war bis Anfang Dezember buchstäblich geschlossen“, sagte er. Deshalb sei es für die Schadenschätzer nicht möglich gewesen, in die Stadt zu kommen. Außerdem habe das dazu geführt, dass viele Betriebe als Folge des Hurrikans stilllagen. „Ein großer Teil der jetzt bekannt gewordenen Schäden stammt aus Betriebsunterbrechungsdeckungen“, sagte er.

Die wiederholt revidierte Prognose wirft ein schlechtes Licht auf die Risiko- und Schadenschätzungsmodelle der Münchener Rück. Bereits im November hatte Vorstand Torsten Jeworrek Verbesserungsbedarf eingestanden.

Die Börse reagierte gestern mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent auf 115,96 Euro. Denn parallel zur schlechten Nachricht über den „Katrina“-Schaden gab die Münchener Rück bekannt, dass sie die Dividende um 1,10 Euro auf 3,10 Euro erhöht und an ihrem Ziel für das Jahresergebnis festhält. Das Unternehmen will nach Steuern eine Rendite von zwölf Prozent erwirtschaften. Bei einem Eigenkapital von 22,7 Mrd.Euro entspricht das knapp 2,6 Mrd. Euro. 2004 hatte der Rückversicherer 1,8 Mrd. Euro verdient.

Die Diskrepanz zwischen Schadenbelastung und Ergebnisvorhersage begründete der Sprecher mit dem Abbau von Beteiligungen im Jahr 2005. „Wir haben wie angekündigt De-Risking betrieben“, sagte er. Die Erträge aus dem Verkauf und dem Umtausch von Beteiligungen sollen 2 Mrd. Euro erreichen. Allein aus dem Umtausch ihrer Aktien an der HVB erzielt die Münchener Rück einen Buchgewinn von 1,15 Mrd. Euro. Dazu kommen Verkäufe von Anteilen an der Allianz, an MAN, der Commerzbank und BHW.

In ihrer gestern veröffentlichten Analyse der Naturkatastrophen errechnet die Münchener Rück volkswirtschaftliche Schäden von 200 Mrd. $ und versicherte Schäden von 75 Mrd. $ für 2005 – verglichen mit 145 Mrd. $ und rund 40 Mrd. $ für 2004. Naturkatastrophen forderten über 100 000 Todesopfer, vor allem durch das Erdbeben in Kaschmir mit mehr als 80 000 Opfern. Nur 1991 und 2004 gab es mehr Opfer – nach der Sturmflut in Bangladesch vor 14 Jahren 160 000 und als Folge des Tsunami vor einem Jahr mehr als 200 000 Tote.

Zitat:

„Das sind 815 Mio. Euro Euro mehr als bisher geschätzt“ – Konzernsprecher –

Quelle: Financial Times Deutschland

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