Talanx plant großes Sparprogramm

Nach Gerling-Übernahme mehr als 1500 Arbeitsplätze bedroht · Industriegeschäft geht nach Hannover

Von Herbert Fromme, Köln Die Hannoveraner Versicherungsgruppe Talanx plant weitreichende Sparmaßnahmen nach der Übernahme der Gerling-Versicherer. Nach Informationen der FTD aus Versicherungskreisen hat sich die Konzernführung unter Talanx-Chef Wolf-Dieter Baumgartl das Ziel gesetzt, die Kosten in der neuen Gruppe innerhalb von drei bis vier Jahren um jährlich rund 250 Mio. Euro zu senken.

Dies soll durch Sachkostenreduzierungen sowie Personalabbau erreicht werden, der eine Größenordnung von 1500 bis 2000 Vollzeitstellen über alle Standorte des Konzerns erreichen könnte. Ein Talanx-Sprecher wollte dazu nicht Stellung nehmen. Gerling hat heute 6800 und der Talanx-Konzern 9800 Beschäftigte. Von den Talanx-Mitarbeitern arbeiten aber 2000 bei der Rückversicherungstochter Hannover Rück, 7800 in der Erstversicherung mit Endkunden – dem Geschäft, das mit Gerling verschmolzen wird. Zusammen sind das 14 600 Arbeitsplätze.

Talanx hat von den Gerling-Eignern Rolf Gerling, der 94 Prozent hält, und Joachim Theye mit sechs Prozent die Zwischenholding Gerling Beteiligungs-GmbH gekauft. Ihr gehören Gerling Leben und der Industrieversicherer Gerling Allgemeine. Kartellamt und Finanzaufsicht BaFin müssen noch zustimmen.

Nach FTD-Informationen bezahlt Talanx etwas mehr als 1,3 Mrd. Euro. Allerdings werden davon Pensionslasten für frühere und jetzige Gerling-Mitarbeiter abgezogen, die sich auf knapp 600 Mio. Euro belaufen, sodass der offizielle Kaufpreis zwischen 700 Mio. Euro und 800 Mio. Euro beträgt. Die Pensionslasten liegen bisher weitgehend bei der weiterhin Rolf Gerling und Joachim Theye gehörenden Obergesellschaft Gerling-Konzern Versicherungs-Beteiligungs-Gesellschaft. Sie werden künftig aber von den neuen Talanx-Töchtern Gerling Allgemeine und Gerling Leben getragen.

Talanx betreibt die Industrieversicherung über die Tochter HDI Industrie. Nach den bisherigen Überlegungen der Konzernspitze soll sie mit Gerling Allgemeine zu HDI Gerling fusioniert werden. Das Industriegeschäft werde wohl in Hannover gebündelt, das Privatkundengeschäft in Köln, hieß es weiter. Bei der Auswahl des Führungspersonals wolle sich Baumgartl vor allem auf seine bisherige Crew verlassen.

In der Lebensversicherung gilt eine Fusion von HDI Leben und Gerling Leben als wahrscheinlich. Die Spezialgesellschaften CIV Leben, PB Leben und Neue Leben bleiben unberührt. Für den Makler-Lebensversicherer Aspecta prüft Talanx nach Branchenangaben den Verkauf. „Es gibt sehr viele Überschneidungen zwischen Aspecta und Gerling Leben“, hieß es. „Da könnte ein Verkauf Sinn machen.“ Ausländische Interessenten hätten schon vorgefühlt. Baumgartl, der zu Fusionsfolgen sonst schweigsam bleibt, ist hier eindeutig: Gerüchte über Verkaufspläne für Aspecta entsprächen nicht der Wahrheit, ließ er ausrichten.

Bild(er):

Sparer: Bevor Talanx-Chef Wolf-Dieter Baumgartl – hier mit dem charakteristischen Dreitagebart – Blumen sprechen lässt, wird er einige Arbeitsplätze streichen

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit