Lebensversicherer geloben Offenheit

Branche verspricht Versicherten mehr Informationen über Kosten und Vertragswert · Reaktion auf politischen Druck

Die deutschen Lebensversicherer wollen gegenüber ihren Kunden erheblich auskunftsfreudiger werden. Sie versprechen Versicherten, sie vor Abschluss eines Vertrags über anfallende Kosten und jährlich über den aktuellen Wert des Vertrags zu informieren. Das ist Teil einer „Transparenzoffensive“, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gestern in Berlin vorgestellt hat.

Die Lebensversicherer versuchen damit, in die Offensive zu kommen. Verbraucherschützer kritisieren seit langem, dass Kunden nicht nachvollziehen können, wie Auszahlungssummen zustande kommen. Die meisten Versicherer hat das nicht gestört. Doch die Branche ist unter Druck geraten. Nach Urteilen des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs muss der Gesetzgeber die Rechte der Kunden deutlich stärken, vor allem nach frühen Kündigungen und bei der Beteiligung an stillen Reserven, der Differenz zwischen dem Buch- und dem tatsächlichen Marktwert etwa von Aktien. Die Bundesregierung will diese Vorgaben bei der Reform des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) umsetzen, für die sie im Februar Eckpunkte vorgelegt hat.

„Wir wollen eine größere Transparenz für den Verbraucher vor Vertragsabschluss“, sagte Gerhard Rupprecht, Vorsitzender des Hauptausschusses Leben des GDV. Auf Produktblättern sollen Kunden künftig das Preis-Leistungs-Verhältnis des Vertrags erkennen können, zum Beispiel Abschluss- und Verwaltungskosten. „Um eine volle Vergleichbarkeit unserer Produkte mit denen anderer Finanzdienstleister herzustellen, wollen wir auch darüber aufklären, in welchem Verhältnis die Verwaltungskostenbelastung zu den angelegten Mitteln steht.“

Bislang bekommen Kunden bei Kündigung in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss in der Regel nichts oder nur einen geringen Teil der eingezahlten Prämien, weil von den ersten Beiträgen die Abschlusskosten der Provision für den Vermittler bezahlt werden. Der Versicherungsverband spricht sich dafür aus, künftig die Abschlusskosten über fünf Jahre zu verteilen, wie es bereits bei Riester-Verträgen der Fall ist. Kunden erhielten dann bei einer frühen Kündigung 50 Prozent der Beiträge zurück, sagte Rupprecht. Der Bundesgerichtshof hatte als Faustformel 40 Prozent genannt. Die Eckpunkte zur VVG-Reform sehen ebenfalls eine Verteilung der Abschlusskosten auf fünf Jahre vor.

Nach den Vorstellungen der Versicherer sollen Kunden über ein „Schlusszahlungskonto“ systematisch an stillen Reserven beteiligt werden. Dabei sollen ihnen 90 Prozent der nicht als Risikopuffer für die Garantien erforderlichen Bewertungsreserven bei Vertragsablauf ausgezahlt werden, erläuterte Rupprecht.

Verbraucherschützer übten Kritik. Lilo Blunck vom Bund der Versicherten sagte, was der GDV vorgestellt habe, sei nichts „als das hilflose Hinterherstolpern hinter längst formulierten Forderungen aus Gerichtsurteilen und dem Eckpunktepapier des Justizministeriums“.

Zitat:

„Wir wollen eine größere Transparenz für Verbraucher“ – Gerhard Rupprecht, GDV –

Bild(er):

Versprechen an die Kunden: Gerhard Rupprecht (r.), Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Leben, und GDV-Präsident Bernhard Schareck (M.) gestern in Berlin

www.ftd.de/gdv

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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