Provinzial Rheinland gegen Fusion

Sparkassen-Versicherer zieht Kooperationen vor · Verlust von 18 Mio. Euro 2005

Von Herbert Fromme, Düsseldorf Die Versicherungsgruppe Provinzial Rheinland in Düsseldorf hat Fusionsplänen als Reaktion auf die Konsolidierung in ihrem Marktbereich gestern eine deutliche Absage erteilt. Selbst ein mögliches Zusammengehen der Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen würde diese Haltung nicht ändern, so das Management.

„Die Sparkassen sagen uns, das ist unser gemeinsames Erfolgsprojekt“, sagte der scheidende Vorstandschef Günter Schlatter, der am 1. April in den Ruhestand geht. Fusionen brächten nie die versprochene Kostensenkung. Das Unternehmen gehöre bereits zu den Kostenführern.

Sein Nachfolger Ulrich Jansen sagte, die drei Eigner – die Sparkassenverbände im Rheinland und in Rheinland-Pfalz sowie der kommunale Landschaftsverband Rheinland – übten keinerlei Druck auf die Provinzial aus. „Wir sind in der Schaden- und Unfallversicherung bundesweit die Nummer 16 und in unserer Region die Nummer eins“, sagte Jansen. Wie alle öffentlichen Versicherer, die zum Sparkassenlager gehören, arbeitet die Gruppe streng regional.

Die Provinzial Düsseldorf wendet sich damit gegen die Konsolidierungsbewegung im Lager der öffentlichen Versicherer. Die Versicherungskammer Bayern hat sich die Schwestergesellschaften im Saarland und in Berlin einverleibt. Fusioniert haben die Sparkassenversicherer in Stuttgart und Wiesbaden sowie die Provinzial Münster und die Provinzial Nord in Kiel. Das Vorhaben war ursprünglich als Dreierbund zwischen Düsseldorf, Münster und Kiel geplant, scheiterte aber an Differenzen über den Hauptsitz und die Bewertung der jeweiligen Gesellschaften.

Düsseldorf setzt jetzt auf Individualkooperationen mit einzelnen Gesellschaften, nicht nur aus dem öffentlichen Lager. „Mit Ergo arbeiten wir erfolgreich in der Kapitalanlage zusammen.“

Das Jahresergebnis 2005 der Gruppe wurde durch die Neubewertung der Pensionsverpflichtungen nach dem internationalen Bilanzstandard IAS mit 160 Mio. Euro belastet. Deshalb zeigte die Holding einen Nachsteuerverlust von 18 Mio. Euro, verglichen mit einem Gewinn von 51 Mio. Euro im Vorjahr. Die Steuerlast stieg von 44 Mio. Euro auf 59 Mio. Euro. Trotzdem zeigten sich Schlatter und Jansen zufrieden mit den Zahlen. Die Beitragseinnahmen der Gruppe beliefen sich auf 2,23 Mrd. Euro, ein Plus von 3,6 Prozent und damit leicht über dem Marktwachstum. Der Schaden- und Unfallversicherer meldete einen leichten Rückgang um 1,1 Prozent auf 929 Mio. Euro.

In der Lebensversicherung – die zu 70 Prozent über die Schalter der Sparkassen verkauft wird – meldete die Gruppe einen Beitragszuwachs um 8,6 Prozent auf 1,23 Mrd. Euro. Das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag brach allerdings kräftig ein und lag mit 53 Mio. Euro Jahresbeitrag um 79 Prozent unter dem Rekordvorjahr. Das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag stieg dagegen um 85 Prozent auf 154 Mio. Euro.

Quelle: Financial Times Deutschland

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