Ex-WestLB-Chef Sengera entgeht Klage

Bank einigt sich mit Managerhaftpflicht-Versicherern · Fast 15 Mio. Euro für Schaden durch Boxclever-Kredite · Vergleich umstritten

Von Herbert Fromme, Köln, und Meike Schreiber, Frankfurt Jürgen Sengera, der frühere Chef der Westdeutschen Landesbank, sowie sieben weitere Ex-Vorstände sind einer Schadenersatzklage in Millionenhöhe entgangen. Nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen hat der WestLB-Aufsichtsrat mit einem Versicherungskonsortium einen Vergleich über Ansprüche aus der Managerhaftung (Directors‘ and Officers‘ Liability, D&O) erreicht. Die Versicherer zahlen den Informationen zufolge 14,7 Mio.Euro. In Aufsichtsratskreisen hieß es, im Gegenzug werde die vor einigen Wochen vor dem Düsseldorfer Landgericht eingereichte Schadenersatzklage über 125 Mio.Euro zurückgezogen. Die WestLB wollte dies nicht kommentieren.

Mit dem Vergleich sind die Ansprüche der Bank gegen die acht ehemaligen Vorstandsmitglieder des WestLB-Vorgängerinstituts abgegolten. Hintergrund des Streits sind Kredite, die die Londoner Abteilung Principal Finance Ende der 90er Jahre an die britische Fernsehverleihfirma Boxclever vergeben hatte. Nach einer Schieflage des Unternehmens machten die Kredite Wertberichtigungen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro nötig. Der Fall gilt als Mitauslöser der Krise der Düsseldorfer Landesbank. Schon aus aktienrechtlichen Gründen war der WestLB-Aufsichtsrat daher zu einer Prüfung der Ansprüche verpflichtet.

Mit D&O-Deckungen sichern Unternehmen ihre Manager und Aufsichtsräte gegen mögliche Ansprüche von außen und innen ab. Im Fall der WestLB greift die so genannte Innendeckung, nach der auch Forderungen aus dem eigenen Haus mitversichert sind. Führender Versicherer ist die US-Gesellschaft Chubb. Beteiligt sind auch der US-Versicherer American International Group, die Allianz und weitere Unternehmen.

Wie es aus Versicherungskreisen hieß, ist der Abschluss innerhalb des Konsortiums nicht unumstritten. „Ich finde, das ist sehr viel Geld“, sagte ein Manager. Eigentlich habe die WestLB keinen wasserdichten Anspruch gehabt. „Offenbar wollte die führende Gesellschaft einen langen Rechtsstreit vermeiden.“

Derzeit gibt es eine Reihe von Auseinandersetzungen zwischen Großkunden und D&O-Versicherern. Bei den Kunden haben diese Querelen zu wachsenden Zweifeln am Sinn der Versicherungen geführt. So streitet die Lufthansa mit Versicherern in mehreren Schlichtungsinstanzen um 250 Mio. Euro, die ihrer Ansicht nach wegen ungünstiger Vertragsabschlüsse des früheren Chefs ihrer Cateringtochter fällig sind. DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp musste 300 Mio. $ an Aktionäre zahlen, die sich bei der Chrysler-Übernahme übergangen fühlten. Als Ausgleich fordert der Konzern von seinen D&O-Versicherern 200 Mio.Euro. Mit einem Teil der Gesellschaften streitet sich DaimlerChrysler deswegen vor Gericht.

Bild(er):

Die Versicherung zahlt: Jürgen Sengera

Quelle: Financial Times Deutschland

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