Der Preiskrieg ist vernünftig

Herbert Fromme Der Preiskrieg in der Autoversicherung und vergleichbare Trends in der Industrieversicherung sind Gesprächsthema auf Branchentreffen und Konferenzen. Immer wieder appellieren einzelne Manager an die „Vernunft“ ihrer Kollegen, verweisen auf die bösen Erfahrungen der neunziger Jahre, mahnen „ökonomisch sinnvolles Verhalten“ der Branche an.

Ihre Erfolgsaussichten sind gering. Nach dem Ende des letzten Preiskriegs hat die Branche kräftig verdient. Sie verbuchte im Jahr 2005 einen versicherungstechnischen Gewinn von rund 1 Mrd. Euro. Er wird 2006 wegen der seit zwei Jahren tobenden Preisschlacht wahrscheinlich auf 200 Mio. Euro fallen, die Branche bleibt aber im Plus. Dazu kommen sehr hohe Kapitalerträge. Die Schadenreserven für die Sparte Auto dürften knapp 30 Mrd. Euro betragen – mit fünf Prozent Ertrag auf die Anlage kommen noch einmal rund 1,5 Mrd. Euro dazu.

Wenn die Margen so hoch sind, lohnt es sich für Unternehmen, Preissenkungen durchzuführen, um Marktanteile zu gewinnen oder zu verteidigen. Unvernünftig wäre es nur, eine solche Marktlage nicht für einen Angriff zu nutzen, wenn man sein Unternehmen voran bringen will. Dass solches Verhalten spiralförmig zu immer weiteren Preissenkungen führt, bis die Teilnehmer der Schlacht erschöpft einhalten, liegt im System, nicht an individueller Unvernunft.

Dazu kommt die unterschiedliche Situation der handelnden Parteien. Der wichtigste Angreifer ist die HUK Coburg, mit niedrigen Vertriebskosten und moderaten Verwaltungskosten gesegnet. Marktführer Allianz, der auch in dieser Runde den Kampf mit einer kräftigen Preissenkung eröffnete, musste aktiv werden, wollte er nicht tatenlos dem Marktanteilsschwund zusehen. Mit einem rabiaten Umbau- und Kostensenkungsprogramm versucht die Allianz jetzt, sich auch kostenmäßig der HUK Coburg anzunähern.

Für alle Beteiligten macht es für sich genommen durchaus viel Sinn, um Kunden zu kämpfen.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

E-Mail fromme.herbert@ftd.de

Quelle: Financial Times Deutschland

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