Schiffsfonds sorgen für Stabilität

Maritime Beteiligungen als Depotbeimischung · Geringe Wechselbeziehung zu Aktien- und Rentenmärkten

Höhenflüge an den Aktienmärkten lassen die Schifffahrt für gewöhnlich unbeeindruckt. Und wenn eine Baisse an den Börsen für schlechte Stimmung sorgt, können die Frachter trotzdem einträgliche Gewinne einfahren. Die fehlende Korrelation von Schiffsfonds mit Aktien- und Rentenindizes hat eine neue Studie des Analysehauses Fondsmedia untermauert. Ergebnis: Schiffsfonds können zur Stabilisierung und Optimierung eines Anlegerportfolios beitragen.

Bis vor wenigen Jahren waren Schiffsfonds vor allem als Steuersparmodelle gefragt. Mit Verlustzuweisungen aus den Fonds konnten vermögende Privatanleger ihr zu versteuerndes Einkommen aus anderen Quellen drücken. Die operativen Erträge aus dem Schiffsbetrieb waren zweitrangig. Heute müssen die Fonds gut laufen, denn nur dann profitieren Investoren von Ausschüttungen, die dank der Tonnagesteuer-Regelung nur mit einer minimalen Pauschalsteuer belegt werden. „Die Wirtschaftlichkeit der Fonds hat sich verbessert“, bestätigt Peter Kastell, Geschäftsführer von Fondsmedia.

Für Anleger ist der richtige Zeitpunkt zum Einstieg nicht unbedingt von der aktuellen Verfassung der Schifffahrtsmärkte abhängig. Bei Containerschiffen etwa, die noch immer 60 Prozent der Fondsschiffe ausmachen, sind die Charterraten in diesem Jahr weiter gesunken. Aus den Raten, die durch die Vermietung der Frachter erzielt werden, generiert der Fonds seine Einnahmen. Bei Massengutschiffen hingegen sind die Charterraten in den vergangenen Monaten gestiegen. „So gut wie jeder Fonds läuft irgendwann einmal in eine Krise, da ist einfach langer Atem gefragt“, sagt Kastell. Außerdem gebe es unterschiedliche Fondsmodelle, zum Beispiel Fonds, die mit langfristigen Charterverträgen auf mehr Sicherheit setzten, und solche, die durch kurzfristige Beschäftigungen von Marktbewegungen profitieren wollen.

„Die Frage des Einstiegszeitpunkts lässt sich nicht pauschal beantworten“, meint auch Beatrix Boutonnet vom Brancheninformationsdienst Fondstelegramm. „Da kommt es ganz auf die Anschlusskalkulation an.“ Wenn ein Prospekt also in Zeiten von Rekordraten und hohen Schiffspreisen noch von weiteren Steigerungen ausgehe, sei Vorsicht geboten. Schließlich sei ein Schiffsfonds immer noch eine unternehmerische Beteiligung mit dem Risiko des Totalverlusts. „Langfristig zeigen die Prognosen für die Schifffahrt nach oben“, sagt Franz-Joseph Busse, Professor an der Fachhochschule München und Chef des Instituts für Finanz- und Investitionsmanagement. Problematisch sei allerdings, dass wegen der Knappheit an geeigneten Schiffen nicht genügend Fonds zur Verfügung stünden.

Die Fondsmedia-Studie, die im Auftrag des Emissionshauses Lloyd Fonds erstellt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass von 89 Fonds aus jüngerer Zeit, die mit dem Verkauf der Schiffe abgewickelt wurden, Anleger sich in 83 Fällen über einen Vermögenszuwachs freuen konnten.

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung sind Schiffsfonds längst nicht für jeden Anleger geeignet. Franz-Joseph Busse von der Fachhochschule München meint, dass mindestens ein verfügbares Vermögen von 50 000 Euro vorhanden sein sollte, Kastell rät sogar zu 100 000 Euro. Zudem sei zu beachten, dass solche Fonds noch immer ein relativ illiquides Investment sind, auch wenn ihre Fungibilität sich durch verschiedene Angebote auf dem Zweitmarkt verbessert hat. Auf keinen Fall sollten Anleger ihrem Portfolio zu viele Schiffsfonds gleichzeitig beimischen. Ansonsten liefen sie Gefahr, dass die Zyklizität der Schifffahrtsmärkte im Falle eines Abschwungs besonders negativ zu Buche schlage, so Busse.

Das Institut für Finanz- und Investitionsmanagement, dem Busse vorsteht, hat einen sogenannten Asset-Optimizer entwickelt, der für Investoren das optimale Verhältnis verschiedener Anlageformen errechnet. „Wir können dem Anleger damit genau sagen, wie viel er in Schiffsfonds investieren sollte.“ Schiffe wiesen durchschnittlich eine höhere Rendite auf als beispielsweise Immobilienfonds mit dem Anlageschwerpunkt Deutschland, seien dafür aber volatiler, so Busse. So lasse sich je nach Risikobereitschaft des Anlegers eine Effizienzkurve erstellen.

Vor überzogenen Erwartungen warnt Schiffsfondsexperte Jürgen Dobert. Er arbeitet an der Neuauflage einer Studie aus dem Jahr 2003 über die Performance von Schiffsfonds. Damals erfüllte nur jeder dritte Fonds bei Ausschüttung und Tilgung die Angaben aus dem Prospekt. „Zwar wurden in den vergangenen beiden Jahren gute Auszahlungsergebnisse erreicht. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass insgesamt betrachtet die Mehrzahl aller Fonds ihre Auszahlungsvorgaben nicht erfüllt hat“, sagt Dobert.

Bild(er):

Schüttgutfrachter im Hamburger Hafen: Im Unterschied zu Containerschiffen sind die Charterraten bei Massengutfrachtern in den vergangenen Monaten gestiegen – Visum/Aufwind-Luftbilder

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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