Zwei Vorstände verlassen Kölnische Rück

Marktkreise sprechen von Differenzen der deutschen Manager mit Großaktionär Gen Re · Berkshire-Tochter unter Druck der Aufseher

Von Herbert Fromme, Köln Zwei prominente Vorstandsmitglieder verlassen den Rückversicherer Kölnische Rück. Schon zum 1. Februar wird Arno Junke, 44, „in bestem gegenseitigen Einvernehmen“ das Unternehmen mit unbekanntem Ziel verlassen. Sein Vertrag lief eigentlich noch bis 2011. Ende Juni geht Rainer Isringhaus, 60. Die Kölnische Rück gehört zum US-Rückversicherer Gen Re und tritt auch unter dieser Marke auf. Gen Re wiederum ist Teil von Berkshire Hathaway, der Gruppe des Investors Warren Buffett.

Isringhaus wechsele in den Ruhestand und habe das seit Langem geplant, sagte Kölnische-Rück-Vorstandschef Peter Lütke-Bornefeld. Junke wolle „eigene Wege gehen“. An anderslautenden Gerüchten sei „nichts dran“, sagte er. Versicherungskreise sprechen dagegen von „erheblichen Differenzen“ über die Geschäftspolitik zwischen Junke und Isringhaus auf der einen Seite und der Gen Re-Führung unter Ceo Joseph Brandon auf der anderen.

Junke ist für die Schaden- und Unfallrückversicherung im Kernmarkt Deutschland zuständig und gilt in der Branche als exzellenter Fachmann, zum Beispiel in der Autoversicherung. Für Gen Re wird es nicht einfach sein, ihn adäquat zu ersetzen. Isringhaus hat einen ähnlich guten Ruf in der Lebens-Rückversicherung. Für ihn werde möglicherweise Winfried Heinen in den Vorstand einrücken, einer der Topmanager in der Lebensrück-Abteilung, hieß es.

Gen Re steht seit zwei Jahren unter heftigem Druck von Versicherungs- und Börsenaufsehern in mehreren Ländern. Die Aufseher werfen der Gesellschaft vor, mit sogenannten Finanzrückversicherungsverträgen ihren Geschäftspartnern aus der Assekuranz die Möglichkeit zur Schönung von Reservekraft oder Ergebnissen gegeben zu haben. Unter anderem ermittelte 2005 der damalige New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer wegen eines Gen-Re-Deals mit dem US-Versicherer AIG. Gen Re wickelte das Geschäft über eine Dubliner Tochter der Kölnischen Rück ab. Konzernchef Joseph Brandon steht weiterhin im Mittelpunkt eines Ermittlungsverfahrens der US-Börsenaufsicht SEC, das unter dem Stichwort Wells Notice bekannt ist.

In Deutschland hat die Finanzaufsicht BaFin von Gen Re die Herausgabe zahlreicher Dokumente zur Finanzrückversicherung verlangt. In einer Verfügung heißt es, dass Gen Re und möglicherweise einer oder mehrere Manager im Verdacht stehen, gesetzliche Vorschriften gebrochen zu haben.

Finanzrückverträge wurden in den 90er Jahren von zahlreichen Rückversicherern angeboten. Wegen des Skandals in den USA steht die deutsche Gen-Re-Tochter aber offenbar besonders im Visier der BaFin. Konzernchef Brandon hat die Devise ausgegeben, eng mit den Aufsichtsbehörden zu kooperieren. Er will sich damit offenbar als Saubermann in seinem eigenen Verfahren präsentieren, heißt es in Versicherungskreisen.

Bild(er):

Joseph Brandon,Konzernchef der Gen Re

Quelle: Financial Times Deutschland

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