Converium kämpft gegen Übernahme

Analysten sehen Erfolgsaussichten des Rückversicherers skeptisch · Scor kauft Schweizer und schwedischen Investoren Aktien ab

VON Herbert Fromme, München Der Schweizer Rückversicherer Converium will sich mit aller Macht gegen die geplante Übernahme durch den französischen Konkurrenten Scor wehren. Das Management werde in den nächsten Tagen zeigen, dass der Rückversicherer deutlich mehr wert sei als die von Scor vorgeschlagenen 21 Schweizer Franken pro Aktie oder 3,08 Mrd. Franken für die ganze Gruppe, hieß es in Unternehmenskreisen. Man sei in ständigem Kontakt mit anderen Aktionären und treffe auf Unterstützung. Das Unternehmen plant, 2009 eine Rendite von 14 Prozent zu erzielen.

Analysten blieben skeptisch. Brian Shea von Merrill Lynch bezweifelte, dass Converium diese Rendite erzielt. „Selbst wenn sie erreicht würde, würde das für die Converium-Aktie einen fairen Wert von nur 19 Franken bedeuten“, so Shea weiter. Er glaubt an einen Abschluss bei einem “ leicht versüßten Angebot“ von 21,50 Franken.

Ähnlich Thomas Noack von der WestLB: „Der von Scor gebotene Preis ist verglichen mit ähnlichen Rückversicherern bereits sehr hoch“, sagte er. „Auch ein Gegenangebot kann ich nicht sehen.“ Über kurz oder lang werde das Converium-Management wohl einknicken.

Auf eine deutliche Verbesserung des Angebots setzt dagegen René Locher von Sal. Oppenheim in Zürich. „Die Prämie sollte höher sein“, sagte er. Zwar sei Scor unter Druck der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P), die vor einer Aufstockung des Angebots warnte. „Aber wenn Scor vor allem in eigenen Aktien zahlt, dürfte das auch für S&P kein Problem sein“, sagte Locher. Auch er glaubt nicht, dass ein Weißer Ritter mit einem Gegenangebot dem Converium-Management unter Inga Beale zur Hilfe kommt.

Scor will mit Converium fusionieren und die fünftgrößte Rückversicherungsgruppe der Welt bilden. Die Pariser Gruppe hat bereits 32,9 Prozent an der Schweizer Gesellschaft gekauft.

Der französische Rückversicherer hatte am 14. November 2006 begonnen, Converium-Aktien zu kaufen – damals zum Preis von 16,36 Franken. Das teilte die Gesellschaft gestern der US-Wertpapieraufsicht SEC mit. Scor und Converium sind beide auch in New York an der Börse gelistet. Die stetigen Scor-Zukäufe in den folgenden Monaten erklären den rapiden Anstieg der Converium-Aktie. Am 16. Februar kaufte Scor 19,8 Prozent von Patinex, einer Firma des Schweizer Investors Martin Ebner. Am 18. Februar folgten 4,8 Prozent, die der schwedische Pensionsfonds Alecta Pensionsförsäkring Ömsesidigt abgab. Ebner erhielt 122 Mio. Franken bar sowie 14,3 Millionen Scor-Aktien, Alecta 30 Mio. Franken und 3,5 Millionen Scor-Aktien.

Die beiden Großtransaktionen stehen noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Behörden – in diesem Fall wohl Kartellämter und Versicherungsaufsicht. Laut Mitteilung an die SEC hat Scor aber schon die Vollmacht, um die Stimmrechte dieser Aktien auszuüben. Nach Schweizer Recht können Verkäufer normalerweise aus einem Aktienverkauf aussteigen, wenn in einer Übernahmeschlacht ein anderer Bieter ein höheres Angebot vorlegt. Auf dieses Recht haben Ebner und Alecta ausdrücklich verzichtet.

Nach Scor sind die größten Converium-Aktionäre jetzt die Zürcher Kantonalbank mit 6,92 Prozent und die US-Investmentgesellschaft Dodge & Cox mit 5,04 Prozent. Angesichts der Scor-Avancen sind jetzt auch mehrere Hedge-Fonds eingestiegen, hieß es in Finanzkreisen.

Quelle: Financial Times Deutschland

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