Münchener Rück baut Geschäft aus

Rückversicherer steigt in Erstversicherungsmarkt für die Industrie und Transportbranche ein

Von Herbert Fromme, Köln Die Münchener Rück gründet im Herbst eine neue Tochtergesellschaft für Transport-, Luftfahrt- und Gruppenunfallversicherung. Entsprechende Informationen aus Marktkreisen bestätigte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek gestern der FTD.

Die Gründung ist Teil des Programms „Changing Gear“, mit dem Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard Umsatz und Gewinn steigern will. Eine wichtige Komponente von Changing Gear ist die Stärkung des Erstversicherungsgeschäfts. Die Schlagzahl wird auch deshalb erhöht, weil der Vorstand Angriffe großer Finanzinvestoren fürchtet.

Als Rückversicherer ist der Konzern eine Art Großhändler des Risikos, Kunden sind Erstversicherer wie Allianz oder Gerling, die mit Endkunden Geschäfte machen. Jetzt aber sucht die Münchener Rück eine verstärke Rolle im Endgeschäft mit Industrie und Gewerbe – vorbei am bestehenden eigenen Erstversicherer Ergo.

Mit dem neuen Unternehmen wendet sich die Münchener Rück an Endkunden aus der deutschen Industrie und der Transportbranche. Damit geht der zweitgrößte Rückversicherer der Welt auf direkten Konfrontationskurs zur Allianz und der Talanx-Gruppe mit ihren Tochtergesellschaften HDI und Gerling, die zur Zeit fusioniert werden. Talanx und Allianz sind die Marktführer in der deutschen Transport- und Luftfahrtversicherung.

Bei dem neuen Unternehmen in Köln handelt es sich um eine Zeichnungsagentur oder Underwriting Agency. Sie hat alle Funktionen eines Versicherers, nämlich Risiken bewerten, Prämien festlegen, Policen ausstellen und Schäden regeln. Sie wickelt das Geschäft aber im Auftrag eines Versicherers ab, der das Risiko trägt. „Das kann die Münchener Rück oder eine andere Konzerngesellschaft sein“, sagte Jeworrek weiter. „Die Kontrolle über das Unternehmen liegt auf jeden Fall bei uns in München.“

Er strebt ein Prämienvolumen von 40 Mio. Euro bis 60 Mio. Euro pro Jahr an. Hauptgeschäftsgebiete sind die Warentransportversicherung sowie die Deckung von Privat- und Firmenflugzeugen. Fluggesellschaften und Reedereien gehören zunächst nicht zur Zielgruppe. Außerdem bietet das Unternehmen Gruppenunfallpolicen für Betriebe und Verbände an. Es werde nach dem Aufbau rund 40 Mitarbeiter beschäftigen, sagte Jeworrek. Die vier führenden Manager der neuen Münchener-Rück-Tochter kommen von Gerling. Ihr Weggang bedeutet einen herben Verlust für HDI Gerling.

Die Ergo-Tochter Victoria wird logistische Unterstützung für das neue Unternehmen liefern, vor allem die Informationstechnologie. „Auch im Namen wird Victoria vorkommen“, sagte Jeworrek. Der stehe aber noch nicht genau fest. Jedoch habe die Victoria nichts mit der unternehmerischen Steuerung der neuen Agency zu tun, die erfolge durch die Münchener Rück. „Das bestehende Transportgeschäft der Victoria bleibt bei der Victoria“, sagte Jeworrek weiter.

Die Münchener Rück baut mit dem Projekt ihr Netz von Underwriting Agencies weiter aus. Im Mai kaufte der Rückversicherer die britische Agentur Bell & Clement, die auch in den USA tätig ist. Ebenfalls in Großbritannien gehört die Firma Watkins zum Konzern, die auch in Singapur und Dubai tätig ist.

Zitat:

„Die Kontrolle liegt bei uns in München“ – Torsten Jeworrek, Vorstand Münchener Rück –

Bild(er):

Die Münchener Rück bietet künftig über eine neue Tochtergesellschaft Versicherungen für den Warentransport an

Quelle: Financial Times Deutschland

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