Drückend wie vor dem Gewitter

Herbert Fromme Selten lagen die veröffentlichten Ergebnisse deutscher Versicherer und die Stimmung in der Branche so weit auseinander wie heute. 2006 haben fast alle Gesellschaften gut oder sehr gut verdient. Aber es fehlt die Aufbruchstimmung.

Gefeiert werden die guten Zahlen in den Vorstandsetagen der Assekuranz nicht, wohl aber wird gefeuert. Erfahrene Versicherer müssen trotz guter Ergebnisse Knall auf Fall gehen. Unter Managern und Anteilseignern herrscht hohe Nervosität. Die Stimmung ist drückend, wie vor einem Gewitter. Wann es kommt und wie stark es wird, weiß man nicht genau, nur dass es kommt. Manche Unternehmen machen sich wetterfest, andere hoffen, dass es schon gut gehen wird.

Sorgen machen nicht nur die großen Herausforderungen durch die vermehrte Regulierung, vor allem das neue Versicherungsvertragsgesetz, die Gesundheitsreform oder Solvency II. Ganz aktuell gibt es drei Hauptprobleme der Unternehmen: erstens zu wenig Wachstum, zweitens zu wenig Wachstum und drittens zu wenig Wachstum. Viele Gesellschaften kündigen an, dass sie die Zahl ihrer Vertreter dramatisch erhöhen wollen – aber so viele gute Vertriebsleute sind nicht auf dem Markt. Andere wollen Gesellschaften oder Bestände zukaufen – aber auch hier ist das Angebot knapp.

Wenn die Gewinne sprudeln, werden sie bald für selbstverständlich gehalten. Dann geht es vor allem darum, Marktanteile auszubauen oder zu halten. Der Streit darüber, ob ein Versicherer dafür richtig aufgestellt ist, steckt hinter den meisten Entlassungen.

Die Konkurrenz hat einen neuen Härtegrad erreicht. Das kann, wie schon in der Vergangenheit, schnell kippen und zu hohen Verlusten führen. Aber wer nicht mitmacht, läuft Gefahr, bei der Neuaufteilung der Marktanteile auf der Strecke zu bleiben. Keine schönen Aussichten.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

E-Mail fromme.herbert@ftd.de

Quelle: Financial Times Deutschland

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