Aon Re greift EU-Regelung vor

Rückversicherungsmakler streicht Meistbegünstigungsklausel

Von Herbert Fromme, Monte Carlo Aon Re akzeptiert ab sofort keine Angebote von Rückversicherern mehr, die mit der so genannten Meistbegünstigungsklausel versehen sind. „Eine entsprechende Anweisung ist an alle unsere Mitarbeiter weltweit gegangen“, sagte der Deutschlandchef des Rückversicherungsmaklers, Holger Gaserow, der FTD. Aon Re sieht sich als weltweit größten Spezialmakler. Er will unterschiedliche Preise je nach Qualität des Rückversicherers durchsetzen, selbst wenn sich mehrere ein Risiko teilen.

Nach der Meistbegünstigungsklausel erhält der Rückversicherer für einen bereits abgeschlossenen Vertrag einen höheren Preis oder bessere Bedingungen, sofern ein Konkurrent, der an demselben Risiko beteiligt ist, diese durchsetzt. „Wir greifen damit der Europäischen Union vor“, sagte Gaserow. „Sie glaubt, durch das jetzige System werde der Endkunde geschädigt, weil sein Versicherer sich nicht optimal rückversichern kann.“

Rückversicherer schützen Erstversicherer wie HUK-Coburg oder Victoria gegen Katastrophen- und Großrisiken. Der allergrößte Teil dieser Verträge umfasst auf der Anbieterseite mehrere Gesellschaften.

„Nehmen wir an, ein deutscher Versicherer mit 90 Mio. Euro Prämieneinnahme aus der Sturmversicherung kauft sich Rückversicherung“, sagte Gaserow. Er trägt die ersten 40 Mio. Euro eines Großschadens selbst. „Für die nächsten 200 Mio. Euro sucht er eine Schutzdeckung.“ Bei einem Schaden von 100 Mio. Euro zahlt der Versicherer die 40 Mio. Euro, die Rückversicherer tragen 60 Mio. Euro.

Bisher holte Aon Re für dieses Risiko Angebote mehrerer Rückversicherer ein, die beispielsweise von drei bis zehn Prozent der 90 Mio. Euro Originalprämie reichten. „Wir bildeten daraus einen Preis, vielleicht sechs Prozent, und haben dann nach Rücksprache mit unserem Kunden das Risiko auf mehrere Gesellschaften zu einheitlich sechs Prozent verteilt.“ Künftig sei das Verfahren anders. „Wer zu drei Prozent angeboten hat, erhält als Preis auch die drei Prozent der Originalprämie für seinen Anteil am Risiko“, sagte Gaserow. Wenn ein Anbieter mit hoher Sicherheit oder sehr gutem Rating zehn Prozent verlange, bekomme er möglicherweise einen Anteil, weil der Endkunde die renommierte Adresse dabei haben will. „Diese vertikale Platzierung gibt es in Australien seit Jahren“, sagte Gaserow. Auch in der Luftfahrtversicherung gingen einige so vor.

Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek begrüßte den Vorschlag. „Es ist höchste Zeit für differenzierte Preise.“ Swiss Re sieht das ähnlich, lehnt aber die Aufspaltung wegen des Verwaltungsaufwands ab. „Dann herrscht Hauen und Stechen“, sagte ein anderer Anbieter. Er glaubt, dass Aon Re vor allem Bermuda-Gesellschaften nutze. „Die können zum ersten Mal direkt über den Preis in Konkurrenz treten.“ Gaserow glaubt, dass in zwei bis drei Jahren die meisten Risiken so platziert werden. Jeworrek sieht einen Zeithorizont von fünf Jahren.

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit