Ranking ärgert Schiffsfondsanbieter

Handelsplattform stuft Qualität der Initiatoren nach Zweitmarktkursen ein

Wenn die Anteile eines Fondsinitiators auf dem Zweitmarkt regelmäßig gute Preise erzielen, ist dies ein Indikator für die hohe Qualität des Emissionshauses. Zumindest sieht das die Plattform Deutsche Zweitmarkt aus Hamburg so. Sie hat ein Ranking der durchschnittlichen Zweitmarktpreise für Schiffsfonds von zwölf Initiatoren veröffentlicht. Bei einigen von ihnen stoßen die Ergebnisse aber auf heftige Kritik.

Deutsche Zweitmarkt, ein Hamburger Gemeinschaftsunternehmen von M.M. Warburg Bank und Salomon & Partner, hat 1871 Anteilsverkäufe berücksichtigt, die seit Januar auf verschiedenen Plattformen getätigt wurden. Die Fonds der zwölf aufgeführten Unternehmen erzielten alle einen Umsatz von mehr als 1 Mio. Euro.

„Den Zweitmarkt kann man nicht täuschen. Diese Kurse erlauben absolut Rückschlüsse auf den Erstmarkt“, sagt Vorstand Nikolas Dierkes. Schließlich sei Ranking-Sieger Norddeutsche Vermögen, deren Fonds einen Durchschnittskurs von fast 107 Prozent des Nominalkapitals erzielten, für ihre solide und konservative Kalkulation bekannt. Thomas Böcher, Geschäftsführer der Norddeutschen Vermögen, sieht sich durch das Ranking zwar bestätigt, warnt aber vor einer Überinterpretation. „Da muss man genauer hinschauen.“ Auf dem Zweitmarkt gebe es zeitweise Sondersituationen. „Noch sind wir hier in der Aufbruchphase.“

Auch das Münchner Emissionshaus Conti bekommt sonst gute Noten für seine Schiffsfonds. Im Zweitmarkt-Ranking steht es allerdings an letzter Stelle der großen zwölf. Oliver Lewark, Leiter des hausinternen Zweitmarkts, schreibt dies falschen Zahlen zu. „Wir haben einen Durchschnittspreis von 94 Prozent auf unserer eigenen Plattform.“ Diese Zahlen wurden allerdings für das Ranking nicht berücksichtigt, dort beträgt der Durchschnittskurs für Conti-Fonds nur gut 81 Prozent.

Die Kritik sieht Dierkes gelassen. „Conti würde ganz weit oben stehen, wenn sie eine andere Politik betreiben würden.“ Er zielt auf die Skepsis der Münchner gegenüber dem sich entwickelnden Zweitmarkt. „Das Halten einer Beteiligung ist unter normalen Umständen sehr vorteilhaft für den Gesellschafter“, bestätigt Lewark die Conti-Position. Tatsächlich gibt es zwischen dem institutionellen Aufkäufer Maritim Invest – ebenfalls eine Beteiligung von Salomon & Partner – und Conti seit Langem Streit über die Zustimmung des Emissionshauses zu Anteilsverkäufen.

Kritik übt auch Peter Kastell vom Analysehaus Fondsmedia: „Auf dem Zweitmarkt obliegt die Preisbildung ahnungslosen Anlegern, die auf Profi-Aufkäufer treffen.“ Tendenziell seien die Anteile deshalb unterbewertet. „Das erlaubt keine Rückschlüsse auf die Qualität der Fonds“, sagt Kastell.

Dierkes will das Ranking trotzdem fortschreiben. „Mit jedem Monat wird es repräsentativer.“ Er will die Liste aber nicht als Empfehlung verstanden wissen, nur noch Fonds dieser zwölf zu zeichnen. „In die Zukunft sehen kann man nicht.“

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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