Schiffbauer profitieren vom Boom

Für langfristigen Erfolg setzen die Werften auf Spezialisierung

Von Patrick Hagen Die Weihnachtsferien fielen im vergangenen Jahr für viele Werftarbeiter in Mecklenburg-Vorpommern aus. Die Schiffbau-Unternehmen sind so ausgelastet, dass die Arbeit auf der Volkswerft Stralsund und den Aker-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde auch am Jahresende weiterging.

In dem strukturschwachen Bundsland sorgen die Werften regelmäßig für gute Nachrichten. Von den 70 seegängigen Handelsschiffen, die deutsche Werften im vergangenen Jahr auslieferten, kamen nach Angaben des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik 22 von der Ostsee. Auch für die kommenden Jahre sieht es gut aus: Von 246 Bauaufträgen für deutsche Werften standen im vergangenen Jahr 73 in den Büchern der Werften von Wolgast bis Wismar. Nur Niedersachsen kommt auf mehr.

Anfang der 90er-Jahre sah es nicht so aus, als ob sich die Werften des ehemaligen VEB-Kombinats Schiffbau zu international konkurrenzfähigen Betrieben entwickeln würden. „Der Schiffbau wurde als Auslaufmodell gesehen“, sagt Heino Bade von der IG Metall Küste. Doch ein weltweiter Schiffbauboom, milliardenschwere Subventionen und Massenentlassungen ermöglichten die Wende.

Jetzt ist die ostdeutsche Werftenlandschaft erneut in Bewegung: Die Volkswerft Stralsund hat seit dem Sommer einen neuen Eigentümer. Hegemann aus Bremen hat sie von dem dänischen Reederei- und Logistikkonzern A.P. Möller-Maersk gekauft. Zu Hegemann gehört bereits die Peene-Werft in Wolgast. Mit dem Kauf der Volkswerft stößt Hegemann in das Segment der großen Containerschiffe mit bis zu 5000 Stellplätzen vor. „Das ist eine deutliche Erweiterung unserer Produktpalette“, sagt Sprecherin Michaela Götz-Brinkmann.

Furcht vor chinesischer Konkurrenz

Die Aker-Werften sind bis 2010 ausgelastet. Im laufenden Jahr werden sie 15 bis 16 Schiffe ausliefern. Der Schiffbauer bereitet sich aber schon auf die Zeit nach dem Boom vor. „Wir sind dabei, auf mehr Spezialschiffe umzustellen“, sagt Sprecher Matthias Trott. Mit Containerschiffen allein habe das Unternehmen keine Überlebenschance. Die Werften fürchten das aggressive Wachstum Chinas, das weltweit die Nummer eins im Schiffbau werden will.

Noch ist Aker stark abhängig von Containerschiffen – sie machen 16 der 22 Aufträge im Bestand aus. Bis 2010 baut Aker auch zwei Ropax-Fähren, die Passagiere und Fracht gleichzeitig befördern können, und vier eisbrechende Schiffe. „Diese Aufträge sind ein erster Schritt“, sagt Trott. Auch der lukrative Marineschiffbau ist keine Alternative. Von den ostdeutschen Schiffbauern ist nur die Peene-Werft für den Bau von Kriegsschiffen ausgerüstet.

Auch laut Bade müssen die ostdeutschen Werften mehr auf Innovationen setzen. „Es gibt eine starke Abhängigkeit vom Containermarkt.“ Außerdem sei es an der Zeit, neue Mitarbeiter einzustellen. „In den vergangenen 15 Jahren hat es einen gewaltigen Aderlass bei den Beschäftigten gegeben“, sagt er. Zwar hat sich die Zahl der Werftarbeiter in Mecklenburg-Vorpommern 2006 erhöht. „Aber wenn man sich die Zahl der Überstunden und der Leiharbeiter anschaut, sieht man, dass noch Bedarf da ist.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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