Verlockendes Geschäft

Gebrauchte Anteile von Schiffsfonds erzielen derzeit Rekordpreise. Die Käufer zahlen bis zu 200 Prozent des Nominalvolumens. Experten raten Privatanlegern jedoch vom Kauf ab, da die Bewertung schwer nachzuvollziehen ist dsfgsd fs V

Die Zweitmarkt-Handelsplätze überschlagen sich mit immer neuen Rekordmeldungen: Die Preise für Schiffsbeteiligungen scheinen grenzenlos zu steigen. Deutlich über 200 Prozent des Nominalvolumens haben Käufer für einzelne Anteile gezahlt. „Das Preisniveau hat sich grundsätzlich nach oben verändert“, sagt Lars Clasen, Geschäftsführer von HTB Schiffsfonds, einem Initiator von Zweitmarktfonds.

Die ersten Fonds füllte HTB noch mit Durchschnittspreisen um 60 Prozent, heute liegt der Schnitt eher bei 80 Prozent, sagt Clasen. „Zum Teil sind die Schiffe auch tatsächlich werthaltiger geworden – aufgrund der Charterraten-Entwicklung.“ Ein Großteil des Anstiegs resultiere aber aus der wachsenden Nachfrage. Denn immer mehr Käufer drängten auf den Markt.

„Der private Verkäufer kann die Käuferseite momentan ganz gut ausspielen“, sagt deshalb Wilfried Tator, Chefanalyst bei Scope. „Man muss sich aber informieren.“ Mithilfe der verschiedenen Handelsplattformen könnten Verkaufswillige schnell herausfinden, welche Preise sie erzielen können. Sie sollten aber auch andere Faktoren bedenken, etwa die Art der Abwicklung, die Zahlung des Kaufpreises oder die Freistellung von der Nachhaftung.

Mittlerweile gibt es neben der direkten Abfrage bei Käufern und Plattformen weitere Möglichkeiten für Anleger, sich einen Überblick über die Preisentwicklung zu verschaffen. Mit ihrem Kursbuch dokumentierte die Deutsche Zweitmarkt im Sommer erstmals die erzielten Preise für Hunderte von Schiffsfonds. Die Fondsbörse Deutschland zog mit Preisindikatoren nach.

„Der Peak ist erreicht, im Moment steigen die Preise nicht weiter“, meint Clasen. Die Bewertung richtet sich bei Schiffsfonds grundsätzlich nach dem Discounted-Cashflow-Verfahren, sagt Mark Peters, Geschäftsführer von Meridian 10, einem institutionellen Finanzinvestor von Schiffsfonds. „Dabei versuchen wir, die freie Liquidität zu prognostizieren, die für zukünftige Ausschüttungen bereitsteht.“ Wer Schiffsbeteiligungen bewerte, müsse die künftige Entwicklung der Charterraten, der Wechselkurse oder der Betriebskosten einschätzen können. Daneben gebe es Spezifika wie etwa eine bestehende Kaufoption des Charterers, die den Preis beeinflussen.

Bei oft gehandelten Beteiligungen seien die Preisschwankungen eher gering, sagt Peters. Das liege neben der Preistransparenz an den guten Bewertungsgrundlagen.

Privatanleger, die sich für gebrauchte Schiffsfonds interessieren, könnten die Parameter in ihrer Komplexität kaum abschätzen, meint Lars Clasen und rät ihnen daher vom Kauf ab. „Dieses Feld sollten sie lieber den Institutionellen überlassen.“

Die Rekordpreise, die für manche Beteiligung gezahlt werden, seien wohl auch auf Privatinvestments zurückzuführen, vermutet Clasen. Oft handele es sich um Anleger, die bereits in einen Fonds investiert hätten und ihren Anteil dann noch aufstocken wollten.

„Einige Preise sind inzwischen vor dem Hintergrund eines schwachen US-Dollar sowie der weiter steigenden Schiffsbetriebstechnik fundamental nicht mehr nachzuvollziehen“, bestätigt Peters. Grundsätzlich könne aber auch ein Preisniveau um 200 Prozent im Einzelfall Sinn machen – etwa wenn auf dem Höhepunkt der Charterraten ein lang laufender Vertrag abgeschlossen wurde, der für die nächsten Jahre hohe Ausschüttungen in Aussicht stellt.

Bei den Verkäufern gibt es auch psychologische Hürden. „Manche unterliegen der irrigen Auffassung, dass sie mindestens 100 Prozent bekommen müssen“, sagt Clasen. Sinke der angebotene Preis unter 50 Prozent, wolle kaum noch jemand verkaufen, hat Peters beobachtet.

Zitat:

“ „Der private Verkäufer kann die Käuferseite momentan ganz gut ausspielen“ “ – Wilfried Tator, Scope –

Bild(er):

Der Chatuchak-Markt in Bangkok lockt Handwerker, Touristen und Händler in die Metropole. Hier kann man fast alles kaufen – etwa Secondhand-Turnschuhe der Marke Converse. Die sogenannten Chucks gehören derzeit zu den „Must-Haves“ – Visum/Kristian Cabanis

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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