Rürup-Rente schöngerechnet

Modellrechnungen offenbaren große Renditeunterschiede. Doch einige Annahmen verzerren das Ranking

Von Friederike Krieger Die Meldung sorgte für viel Aufregung: Verbraucherschützer der Zeitschrift „Finanztest“ hatten Rürup-Renten untersucht und beträchtliche Renditeunterschiede zwischen den einzelnen Verträgen festgestellt. Die Differenz beträgt für den Modellkunden bis zu 70 000 Euro. Rürup-Interessierte sollten die Modellrechnungen aber mit Vorsicht genießen, raten Experten. Einige Annahmen verzerren das Ranking.

Die Rürup-Rente ist in erster Linie für Selbstständige gedacht, aber auch gutverdienende Angestellte profitieren von ihr. Sie können einen jährlich wachsenden Anteil der Einzahlungen von der Steuer absetzen. In diesem Jahr sind es 66 Prozent. Bei der maximalen Einzahlung von 20 000 Euro im Jahr macht das bis zu 6000 Euro Steuerersparnis aus. „Dieser Vorteil ist deutlich größer als der Nachteil, dass man die Rürup-Rente im Alter anteilig versteuern muss“, erklärt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von „Finanztest“. Die Zeitschrift hat 38 klassische Rürup-Rentenversicherungen untersucht.

Sieger des Tests ist der Direktversicherer Cosmosdirekt. So erhält der 40-jährige männliche Modellkunde von „Finanztest“, der jährlich 6000 Euro einzahlt und mit 65 Jahren in Rente gehen will, dort eine monatliche garantierte Rente von 821 Euro. Bei der Barmenia gibt es bei gleicher Einzahlleistung dagegen nur 722 Euro. Hochgerechnet auf 25 Jahre Rentenbezug kommen so fast 30 000 Euro Differenz zwischen den beiden Angeboten zustande. Mögliche Überschussbeteiligungen miteingerechnet, beträgt der Unterschied sogar 70 000 Euro.

Die niedrigen Abschluss- und Verwaltungskosten seien der Grund für das gute Abschneiden des Direktversicherers, sagt Winfried Spies, Vorstandsvorsitzender von Cosmosdirekt. „Das wirkt wie ein Renditeturbo“, erklärt er.

Josef Beutelmann, Vorstandsvorsitzender bei der Barmenia, glaubt, dass auch die unterschiedliche Berechnung des Eintrittsalters bei den Versicherern einen Teil der Renditedifferenz erklärt. „Es werden Gesellschaften begünstigt, die das Eintrittsalter als Differenz zwischen Beginn- und Geburtsjahr bestimmen“, sagt er. Der Modellmann von „Finanztest“ ist am 30. Dezember 1967 geboren, am 1. Januar 2008 hat er seine Police abgeschlossen. Nach der oben beschriebenen Rechenmethode war er zum Eintrittszeitpunkt schon 41 Jahre alt. Die Barmenia bestimmt das Eintrittsalter nach der sogenannten Halbjahresmethode, das heißt, das Eintrittsalter wird gegenüber dem tatsächlichen Alter um ein Jahr erhöht, wenn zwischen Geburtstag und Versicherungsbeginn mehr als ein halbes Jahr liegt. Bei der Barmenia ist der Modellmann also erst 40 Jahre alt. Er hat damit statistisch betrachtet eine längere Lebenserwartung – und bekommt daher eine geringere jährliche Rente.

Auch Versicherungsberater Andreas Rebhan aus Kevelaer rät Rürup-Interessierten, sich nicht nur von Modellrechnungen leiten zu lassen, sondern einen Steuerberater zu konsultieren. „Erst dann kann gesagt werden, ob die Rürup-Variante tatsächlich aufgrund der steuerlichen Behandlung Renditevorteile bringt oder ob man aufgrund seiner finanziellen Situation lieber zu Alternativen greift, die flexibler sind“, sagt Rebhan. Seiner Meinung nach wird die Rürup-Rente dem beruflichen Auf und Ab ihrer Klientel nicht gerecht. Es ist denkbar, dass sich ein Selbstständiger wieder eine Festanstellung sucht. Der Rürup-Vertrag kann dann schnell unrentabel werden, da der Kunde seine Beiträge zur gesetzlichen Rente von seinem maximal möglichen und steuerlich geförderten Rürup-Beitrag abziehen muss. Zu Geld machen darf er den Vertrag nicht. Das bei Rürup angesparte Kapital ist laut Gesetz weder kapitalisierbar noch beleihbar, übertragbar oder vererbbar.

In Sachen Flexibilität stellt die „Finanztest“-Untersuchung den Versicherern ein schlechtes Zeugnis aus: Beitragsanpassungen nach oben oder unten sind oft nur gegen einen saftigen Aufpreis zu haben.

Bild(er):

Wer sich im Alter auf einen großen Stock stützen kann, geht aufrechter durchs Leben. Allzu mickrig sollte die Rendite der privaten Altersvorsorge deshalb nicht ausfallen – FTD-Illustration/Klaas Neumann

Quelle: Financial Times Deutschland

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