Swiss Life lässt Federn

Gewinn des Schweizer Lebensversicherers bricht im Kerngeschäft ein · TochterAWD verliert Kunden und Vertreter

Von Herbert Fromme, Zürich

und Anja Krüger, Köln

D er Schweizer Lebensversicherer Swiss Life hat am Donnerstag einen scharfen Gewinneinbruch aus dem Kerngeschäft für das erste Halbjahr eingeräumt und seine Ergebnisziele für 2008 kassiert. Neben der operativen Schwäche muss das Unternehmen den Einstieg beim deutschen Finanzvertrieb MLP verkraften. Deswegen streicht Swiss Life sein angekündigtes Aktienrückkaufprogramm zusammen, was an der Börse nicht gut ankam. Die Aktie verlor in der Spitze 14,2 Prozent und schloss mit minus 8,8 Prozent bei 204,2 Schweizer Franken.

Für das volle Jahr will Swiss Life einen Reingewinn aus fortgeführtem Geschäft von 300 Mio. Franken bis 400 Mio. Franken erzielen. Eigentlich wollte der Versicherer den Gewinn pro Aktie jährlich um zwölf Prozent steigern – durch Aktienrückkäufe und Gewinnsteigerungen. „Das ist 2008 und 2009 nicht erreichbar“, sagte Vorstandschef Bruno Pfister. Ab 2010 will er diese Steigerungsraten wieder realisieren.

Swiss Life hatte vor Kurzem ein 27-prozentiges MLP-Aktienpaket vom Großaktionär seiner deutschen Tochter AWD, Carsten Maschmeyer, erworben. Damit hatte Swiss Life die Hoffnung verbunden, mehr Finanzprodukte bei den mehr als 730 000 MLP-Kunden platzieren zu können. AWD gehört seit Anfang 2008 mehrheitlich zu Swiss Life.

Analysten griffen das Führungsduo aus dem Verwaltungsratsdelegierten Rolf Dörig und dem Vorstandschef Pfister wegen des MLP-Einstiegs an. Er sei „impulsiv und unüberlegt“ gewesen, so Morgan-Stanley-Analystin Nadine van der Meulen. Pfister verteidigte die Übernahme von AWD und den MLP-Einstieg. Mit AWD habe Swiss Life im ersten Halbjahr einen Umsatz von 60 Mio. Euro erzielt, 64 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nur als Eigner könne man auch bei gleich guten Produkten wie Konkurrenten vorne auf die Auswahllisten kommen.

Swiss Life respektiere die kulturellen Unterschiede zwischen AWD, MLP und sich selbst. Aber im gemeinsamen Einkauf und bei Verwaltungsfunktionen mache ein Zusammengehen Sinn. Jetzt müsse man miteinander reden. „Die Beziehungen sind angespannt“, sagte Pfister. „Wir brauchen Zeit, um die Einsicht wirken zu lassen, dass das industrielle Logik hat.“

Sonderfaktoren überdeckten den Einbruch im Kerngeschäft von Swiss Life. Zwar stieg der Halbjahresgewinn von 635 Mio. Franken auf 1,64 Mrd. Franken. Doch darin waren 1,5 Mrd. Franken Sondergewinne aus dem Verkauf der Banca del Gottardo sowie der Versicherungstöchter in den Niederlanden und Belgien enthalten. Der Reingewinn aus dem fortgesetzten Geschäft brach um 64 Prozent auf 152 Mio. Franken ein. Die Prämieneinnahmen und Kundeneinlagen beliefen sich auf 10,9 Mrd. Euro, bereinigt um die verkauften Gesellschaften ein Zuwachs um fünf Prozent. Pfister machte den Zinsanstieg, der zu Abschreibungsbedarf auf festverzinsliche Wertpapiere führte, sowie den Kursverfall an den Börsen für den Einbruch verantwortlich.

Auch der Tochter AWD macht die Finanzkrise zu schaffen. Der Umsatz sank gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 um 13,5 Prozent auf 335,8 Mio. Euro, der Gewinn um 43,5 Prozent auf 17,8 Mio. Euro. AWD-Chef Maschmeyer machte dafür das wirtschaftliche Klima verantwortlich, das bei Kunden für Zurückhaltung sorge.

Aufgrund der Immobilien- und Finanzkrise brachen die Geschäfte in Großbritannien und Österreich ein. In Deutschland stagnierte der Umsatz mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 185,9 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2008 betreuten die Vertreter rund zehn Prozent weniger Käufer als im Vorjahreszeitraum.

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit